2009

SSS Prüfungstörn und Segeln zum Abgewöhnen

April 2009:

Nach dem Herbstörn 2008 hatten sich Peter und Sven überlegt die SSS Prüfung in Angriff zu nehmen. Gesagt getan, in den Wintermonaten wurde fleißig Theorie gebüffelt und dann im März die ersten beiden Teilprüfungen (Navigation und Seemannschaft) absolviert.

Im April stand dann die praktische Prüfung in Portoroz (Slowenien) an. Geplant hatten wir mit einem Charterboot in Biograd (Kroatien) zu starten und nach Protoroz zur Prüfung und anschließend wieder zurück zu fahren. Der Zeitrahmen für diese Vorhaben waren exakt 2 Wochen. Die Probleme gingen schon bei unserer späten Ankunft in Biograd los; das gecharterte Schiff, die Lina, eine Elan 434 Impression  (natürlich mit Radar für die Prüfung), stand nicht zur Verfügung (nun schon das zweite Mal) und wir bekamen als Ersatz eine Bavaria 46 (natürlich ohne Radar). Das würde so nicht funktionieren, also haben wir am nächsten Morgen ein adäquates Boot gesucht und in der Chairos, einer Jeanneau Sun Odyssey 49, bei Pitter-Yachting gefunden. Nun konnte es mit einem Tag Verspätung losgehen.

Mit Vollgas Richtung Slowenien

Die Route führte über die Inseln Molat und Losinj nach Rovinj. In Novigrad wurde dann aus und in Piran wieder einklariert. So kamen wir am Vorabend der Prüfung in Slowenien an, wo wir noch auf die Crew des zweiten Prüfungsbootes trafen, die uns ein paar gute Tipps gaben, wohingegen deren  Skipperin („ich bin ja auch Prüferin“) uns eher verunsicherte.

Die Chairos am Nordkai von Rovinj

Am Morgen der Prüfung gab es dann noch Irritationen bei den Prüfern, offensichtlich waren wir das erste Boot, das unter Eigenregie und ohne Ausbildungsskipper zur Prüfung antrat. Jedenfalls waren die Prüfer der Meinung, dass wir ohne einen Schiffsführer, der nicht auch Prüfling ist, nicht zur Prüfung antreten dürfen. Woraufhin Michel (er wollte eigentlich auch an der Prüfung teilnehmen) spontan auf die Prüfung verzichtete und sich zum Schiffsführer erklärte. -Danke DSV- Peter und Sven absolvierten trotz aller Widrigkeiten die praktische SSS Prüfung mit Erfolg.

Die Seekarte des „Prüfungsgebiets“

Die Karte als PDF (sie war Bestandteil einer NTM des BSH von 2005) und ist als A3 Druck eine gute Karte für die Prüfungen in Portoroz

Nach der Prüfung setzten wir einen Teil der Crew in Triest und Koper zur  Heimreise ab und fuhren dann zurück nach Pula, um dort auf ein neues Crewmitglied zu warten. Das warten dauerte dann 2 Tage. Nicht auf Christoph, der kam pünktlich an, sondern auf das Abflauen der Bora, die über das Land fegte. Über die Durchfahrt von Osor (mit Drehbrücke) und die Marina Veli Rat auf Dugi Otok gelangten wir schließlich nach 380 sm ( bei Winden bis 8 Bft) doch noch pünktlich zurück nach Biograd.

Die Spischot hatte sich verknotet

Hier eine kurze Meilenübersicht zum SSS-Törn

Oktober 2009:

Bis zum Herbst war dann auch der zweite Teil der SSS Theorie (Schifffahrtsrecht und Wetter) erledigt und geplant wurde ein zweiwöchiger Törn mit zwei Booten in Kroatien. Die Route sollte von Kastela nach Dubrovnik und nach dortigem Crewwechsel zurück nach Kastela führen. Bedingt durch die Unerfahrenheit von Sven, den vielen Segelneulingen an Bord, dem miserablen Zustand der Charteryacht(en) und nicht zuletzt durch das Wetter, sollte diese Tour zu einer großen Herausforderung für alle beteiligten werden.

In Kastela angekommen übernahmen Peter und Sven die Yachten, beides waren Salona 45, die von Peter in einer „Racer“ Ausführung.

Peters Salona 45 Race

und unsere Salona 45

Alleine das Überprüfen der Ausrüstungsliste und das „Flehen“ um Komplettierung der Ausstattung dauerte bis zum nächsten Tag! Dann konnte es endlich losgehen. Wir kamen noch gerade vor dem Dunkelwerden bis zur Insel Brac, am nächsten Tag ging es dann weiter durch einen ersten kleinen Gewitterschauer nach Vrboska. Am Morgen meldetet der Wetterbericht örtliche NO Böen bis 80kn (!). Heute wissen wir, das „örtliche NO Böen“ im kroatischen Wetterbericht unter anderem die Ecke um Makarska und somit auch den Kanal zwischen Brac und Hvar meint – damals nicht, wir sind ausgelaufen, merkten aber schon kurz nach der Ausfahrt aus der Bucht, dass das heute nichts werden kann und wollten die Segel bergen und umdrehen. Das Groß war dann auch schnell unten, die Genua dagegen blieb bei ca. 50% stecken. Was nun? Mit schlagendem Vorsegel zurück zum Stadtkai, festmachen und dann die Ursache suchen.

nicht wirklich ungefährlich

Ursache war ein unter Deck liegender Umlenkblock der Genuaenroule, der von seinem provisorischen Schnurschäkel (so was nennt sich Reparaturstau) losgerissen und die Enroule komplett blockiert hatte. Beim Versuch auf See die Genua mit der Winsch wegzukurbeln riß auch noch der Klemmblock aus dem Deck. Beides haben wir vor Ort repariert. Peter hatte an diesem Tag den oberen Bolzen des Baumniederholers verloren, das musste auch noch korrigiert werden. Zum Glück waren wir zu diesem Törn mit dem Auto nach Kroatien gereist und hatten Werkzeug, Akkuschrauber und Kleinteile (Schrauben, Schäkel, …) mit an Bord.

Auf Regen folgt Sonnenschein – auch in Vrboska

Die nächsten Etappen führten uns bei ruhigerem Wetter über Sucuraj (Hvar) nach Korcula-Stadt und weiter nach Mljet. Dort ankerten wir nahe des Naturparks, damit die Crew einen Landgang incl. Bootstour auf der Insel zum Kloster St. Marien erleben konnte. Peter und Sven blieben auf den Booten, bei einem Blick in die nun fast leer Ankerbox fand Sven ein paar Madenschrauben. „Wo fehlen die denn?“ Ganz einfach im Vorstagprofil, es sind die Mitnehmer damit das ganze Profil und nicht nur das Segel von der Enroule angetrieben wird. Die Schrauben waren auch gleich wieder eingesetzt und „oh Wunder“ die Genua ließ sich noch besser einrollen. Am Vorabend hatten wir schon die Logge repariert, hier war das Kabel in der Bilge abgerissen und ein Experte hatte einfach alle Adern zusammen gedrillt und mit Klebeband umwickelt, frei nach dem Motto: die Kabel sind ja bunt, da wird der Strom schon seinen Weg finden!

Auf der Etappe nach Dubrovnik zeigte sich das Wetter abermals von seiner launischen Seite. Regen und Starkwindböen brachten insbesondere Jakob an die Grenzen seiner Belastbarkeit, er war nicht mehr der unbekümmerte Junge vom Vorjahr, für Ihn war diese Reise purer Stress. Lukas hatte sich noch besser mit dem System Wind – Boot – Wellen vertraut gemacht und steckte die Strapazen ganz gut weg.

Heute können wir allen, die mit kleineren Kindern einen Segelurlaub verbringen wollen, nur raten: Plant keine großen Touren, bleibt in eurem Ausgangshafen und fahrt von dort zu kleinen „Gewöhnungsausflügen“.

In Dubrovnik angekommen kam es dann zum geplanten Crewwechsel und zu 36 Stunden Dauerregen, bei dem beide Salonas quasi im Hafen hätten untergehen könne, alleine durch das Wasser, das an den undichten Luken eingedrungen ist – unglaublich! Die Yachten waren beide gerade mal eine Saison im Wasser.

Als neue Crew kamen, erstmals und absolut unerfahren auf eine Segelyacht, unsere Bekannten Wolfgang und Anja mit ihrer Tochter Melanie. Sie (und wir) wurden beim Auslaufen aus Dubrovnik direkt hart auf die Probe gestellt, sodass Sven dachte: „Die steigen gleich wieder aus und gehen nie wieder auf ein Segelboot“. Die Boraböen fauchten immer noch von den Bergen, wir wurden aus dem Raumschotkurs in den Wind gedreht, … Also alles was man nicht wirklich braucht.

Alle festhalten! (Oben auf der Bank ganz souverän Lukas)

Das Wetter hatte dann aber ein Einsehen und wir konnten unter guten Bedingungen bis in die Polace Bucht (Mljet) segeln. In der Südeinfahrt in diese Bucht wollten wir das Groß herunternehmen. Es blieb aber auf gut 3/4 der Höhe stecken. Frank (der uns auf der ganzen Tour wieder unterstützte) gelang es mit dem Bootshaken im Lazzybag stehend das Segel herunter zu bekommen. Am nächsten Morgen überprüften wir das Segel und mussten feststellen, das die Kugellager der Mastrutscher nicht alle richtig eingeschraubt waren und sogar zwei Rutscher fehlten, die hatte ich unten in einem Schapp beim Checkin gesehen, woraufhin der Vercharterer behauptete das seien Ersatzteile – unglaublich.

Auf der Etappe nach Lumbarda (Krocula) gönnte uns das Wetter eine Verschnaufpause.

Sonnenaufgang in Lumbarda – im Hintergrund die Peljesac Halbinsel

Auch auf dem Weg von Lumbarda zur Maria Palmizana (vor Hvar) war das Wetter noch ok. Dann kamen erneut Strum und Regen auf. Dieselmal waren SO Böen bis 50kn und Gewitter gemeldet. Den Weg von Palmizana nach Milna (Brac) konnten wir im 2. Reff segelnd ganz gut meistern.

Auf dem Weg nach Milna – Wind SO 6-7 Bft

Die Gewitterfront erwartete uns am Morgen der Schlussetappe. Teils segelnd, teils mit dem Motor vor dem Wind ablaufend, gelangten wir schließlich in die Kastela Bucht und zurück in die Marina. Insgesamt hatten wir 290sm bei bis zu 9Bft zurückgelegt.

Die Front über Milna

Einfahrt in die Kastela Bucht

Beschließen konnten wir den Törn noch bei einem schönen Mittagessen in der Altstadt von Trogir, bevor Wolfgang, Anja und Melanie ihren Heimflug und wir unsere Heimfahrt antraten. Ausblickend kann man sagen, dass bei Wolfgang und seiner Familie trotz aller Widrigkeiten eine große Begeisterung für das Segeln ausgebrochen ist. Sie sollten noch oft mit von der Partie sein. Mehr folgt direkt im Beitrag über das Jahr 2010.

Ende gut – alles gut

Hier noch die Sammlung der Wetterberichte und die Meilenübersicht aus dem Oktober 2009.