2024

Mai 2024: Saisonvorbereitung in den Pfingstferien

Samstag, 18 Mai bis Mittwoch 29.Mai

Anreise mit Hindernissen, die üblichen Arbeiten und ein paar Spezialaufträge

Nachdem wir noch ein Geburtstagsständchen für einen Musikkollegen gespielt haben, steigen wir am Samstag gegen 21 Uhr in unser treues Wägelchen, holen Lukas, der uns diesmal begleitet in KL ab und starten Richtung Süden. Schon bei Karsruhe der ersten mittelgroße Zwischenfall. Lukas, der gerade ein leckeres Brötchen verspeist hat erkundigt sich: „Und welcher Belag ist auf den anderen Brötchen? Dieses hier war ja sehr würzig…“
Welcher andere Belag? Es gibt genau EINEN nicht- vegetarischen Belag und genau EIN vegetarisches Brötchen ( Ulrike hatte nicht so viel Hunger), das Lukas nun, ohne es überhaupt zu merken verdrückt hat,,,, Aber Ulrike hat ja schon gegessen und außerdem gibt es ja überall etwas zu kaufen.
Die Vignette besorgen wir in diesem Jahr zu ersten Mal ganz modern digital mit dem Handy, sodass wir an der Grenze zur Schweiz nicht einmal mehr dafür anhalten müssen. Da wir zu dritt sind beschränken sich die Pausen auch auf ein Minimum, sodass wir das erste wesentliche Etappenziel „Carrefour-Como“, das absolute Must-Have auf jeder Fahrt. Sven und Lukas wären mit der Autobahnraststätte zufrieden gewesen, zumal wir wegen der üblichen Baustellen rund um Como nicht mehr auf die Autobahn auffahren können und wieder kilometerweit durch dir Vororte zwischen Como und Milano zuckeln. Außerdem ist das Carrefourcafé noch geschlossen, sodass wir nur tanken und eine Kleinigkeit einkaufen können und unser Frühstück dann doch auf dem Rasthof einnehmen müssen.
Ansonsten verläuft die Fahrt reibungslos und wir sind schon am frühen Morgen gegen neun Uhr in Ancona. Da wir einige Nachrichten der Fährgesellschaft bezüglich verschobener und geänderter Abfahrten bekommen haben, möchten wir zur Klärung möglichst früh am Check-In sein. Laut Ulrikes und Svens Nachricht hat sich die Abfahrt um 30 Minuten verschoben, Lukas, der nachträglich gebucht hat, hat eine Mitteilung bekommen, dass sich die Fähre geändert hat und die Abfahrt erst um 22 Uhr ist, also funfeinhalb Stunden später. Hat Lukas etwa eine andere Fähre als wir?

Am Check-In händigt uns die Mitarbeiterin unsere Bordkarten mit dem lapidaren Hinweis, dass die Abfahrt um 22 Uhr sei, aus. Wir sind froh, dass wir mit der selben Fähre wie Lukas fahren und es hier augenscheinlich keine Änderung gegeben hat und nehmen die verspätete Abfahrt erstmal in Kauf. Stutzig macht uns die lange Fahrdauer von etwa 22 Stunden anstelle der sonst üblichen 16 Stunden. Wir haben tatsächlich eine der kleinen Fähren, die sonst nur zwischen Brindisi/ Bari und Igoumenitsa verkehren erwischt. Weitere Recherchen ergeben, dass unsere ursprünglich geplante Fähre laut Shipfinder noch bei Athen liegt.
Ein zweiter Blick auf die Bordkarten macht Ulrike stutzig. Statt der gewohnten Kabinennummer ist nur der Vermerk ATS zu lesen? Sollte hier ein Fehler vorliegen? ATS könnte die Abkürzung für Airseats sein….
Um diese Frage zu klären, begeben wir uns nach unserer Verproviantierngsrunde direkt noch einmal zu Check-In. Doch die Dame meint nur lapidar, dass die Tickets in ihrem System als Airseats stehen würden. Auch unsere Buchungsbestätigung kann sie nicht überzeugen. Also beschließen wir, das Problem an der Rezeption der Fähre zu lösen und dort auf die Verwechslung hinzuweisen.
Nachdem wir die obligatorische Pause an der Kathedrale von Ankona eingelegt haben und unser Mittagspicknick beendet ist, haben wir noch immer 8 Stunden Zeit bis zur Abfahrt.
Eigentlich hätten wir bequem am Sonntagmorgen losfahren können….
Um dem Warten einen positiven Aspekt abzugewinnen, planen wir eine kleine Sightseeingrunde. Da in Italien ja fast jede Stadt einen malerischen Ortskern hat, ist das kein Problem. Wir suchen uns zwei kleine Städtchen in der Nähe von Ankona aus: Morro d’Alba und Monte San Vito. Und wir werden nicht enttäuscht.

Pause
Immer schöne Ortschaften …

Der Besuch beider Städtchen lohnt sich. Jede hat ihren eigenen Charakter und jede bietet eine herrliche Aussicht auf das Umland. Am Abend suchen wir noch eine geöffnete Pizzeria, was sich vor 19 Uhr als nicht ganz einfach erweist, letztlich aber doch von Erfolg gekrönt ist.

Mit etwas Geschick zum Erfolg …
schöne Details

Auch nachdem wir das Auto auf der Mole abfahrbereit in die Warteschlange gestellt haben, bleibt uns Zeit für einen kleinen Rundgang durch Anconas Altstadt.
Mit etwas Verspätung läuft unser „Ersatzschiff“ am späten Sonntagabend in den Hafen ein und ist viel kleiner als die gewohnten Fähren.
Vorsichtshalber nehmen Lukas und Ulrike alle verfügbaren Decken und Kissen mit – man weiß ja nie….
an der Rezeption angekommen, erkundigt sich Ulrike noch einmal und weist auf den Fehler auf der Bordkarte hin- in Der Erwartung, jetzt die Kabinennummer mitgeteilt zu bekommen. Doch weit gefehlt. Die Dame an der Rezeption zeigt sich gar nicht kooperativ und meint lapidar, dass wegen des Schiffswechsels keine ausreichend Anzahl an Kabinen zur Verfügung stünden. Kurz gesagt „Pech gehabt“. Weitere Diskussionen sind ergebnislos. Nur gut, dass wir im Auto immer ein Notequipment haben und geistesgegenwärtig bei unserer Ankunft das Gepäck auf einem Sofa im Salon abgestellt haben. So haben wir wenigstens eine Liegemöglichkeit.

gar nicht so ungemütlich

Viele andere Passagieren, die ahnungslos an der Rezeption nach ihrer Kabine fragen, werden von der unhöflichen und genervten Mitarbeiterin ebenso abgefertigt und müssen die Überfahrt nun völlig unvorbereitet ohne Kabine und Ausrüstung überstehen. Verständlicherweise ist die Stimmung an Bord erst einmal auf dem Nullpunkt.
Eine sehr nette Geste erleben wir von einem jungen Paar, das noch eine Kabine bekommen hat (das Verteilungsprinzip nach dem die wenigen vorhandenen Kabinen verteilt wurden, lässt sich nicht erschließen) . Es stellt kurzerhand seine Kabine einem schon wirklich betagten Ehepaar zur Verfügung.
Zumindest ergeben sich während der 22-stündigen Fahrt nette Gespräche mit den “ Leidensgenossen“ und kurz vor der Ankunft lässt sich die Reederei zu einem kostenlosen Abendessen für alle herab, was wir aber nicht in Anspruch nehmen.
Zur Verteidigung der Reederei muss man jedoch anmerken, dass sie nach einer kurzen Mail allen fahrgastrechtlichen Ansprüchen nachgekommen ist und innerhalb weniger Tage die Entschädigungszahlung in voller Höhe auf unserem Konto war. Da haben wir bei Lufthansa schon eine ganz andere Odyssey nach einem ausgefallenen Flug erlebt. Die Fluggesellschaft hat mit allen Tricks versucht, die Kompensationszahlungen zu umgehen und erst nach einem halben Jahr und nach Androhung rechtlicher Schritte gezahlt.

Als wir in Igoumenitsa von der Fähre fahren, ist es schon stockdunkel und der eigentlich obligatorische Zwischenstopp in Plataria muss diesmal entfallen. Unsere Ferienwohnung können wir per Schlüsselkasten beziehen, sodass niemand auf uns warten muss. Wir finden wieder alles optimal vor, diesmal allerdings in der 3-Personen Wohnung.

unser Apartment
unser Apartment

Am Dienstag freuen wir uns schon auf das leckere Frühstück unserer Lieblingsbäckerei, verproviantieren uns im nahegelegenen Supermarkt und fahren dann endlich zum Boot. Nach dem Abdecken und Putzen wird wie üblich Bestandsaufnahme gemacht (von den Jungs) während Ulrike nach Lefkada fährt, um das neue Vorsegel beim Segelmacher abzuholen, einen Termin für die Vermessung der Segeltasche zu vereinbaren und nach der Farbe fürs Unterwasserschiff zu fahnden. Am Abend dann der erste Gang zum Hafen zur dortigen Bestandsaufnahme und einem leckeren Abendessen in der Altstadt.

schöne Atmosphäre
die beiden gehören zum Inventar

In Preveza ist alles wie gewohnt, am Hafen hat sich allerdings viel getan. Vor allem haben neue Charterfirmen den südlichen Teil des Stadtkais okkupiert, was uns später im Jahr noch beschäftigen wird.

Nachdem die Grobplanung steht, verlaufen die folgenden neun Tage sehr ähnlich: morgens früh aufstehen, beim Bäcker Frühstück besorgen, Picknick für den Tag zubereiten, Arbeiten am Boot bis zur Dämmerung, Abendessen und kleiner Spaziergang in der Stadt.

Aber was arbeiten wir denn da eigentlich unaufhörlich?
Neben den üblichen Frühjahrsarbeiten ( putzen, Holzteile ölen, Rumpf polieren, Unterwasserschiff schleifen und streichen, Motor startklar machen, Boot aufriggen, Edelstahlgestänge putzen, Verdecke anbringen, Dinghi samt Motor klarmachen und noch viele Kleinigkeiten) haben wir in diesem Frühling noch einige „Sonderprojekte“.

Welle und Propeller sind auf Hochglanz poliert und mit neuen Opferanoden versehen
Sven macht heute „Blau“

Lukas ist extra mitgekommen, da er nach der Renovierung der beiden Jollen unser GFK-Spezialist ist. Damit unser neues Vorstag gut verankert ist, muss im Vorschiff unter dem Ankerkasten eine Verstärkung einlaminiert werden. Ein ziemlich schwieriges Unterfangen für Lukas, der tagelang in der engen Vorschiffkabine mit Atemschutzmaske werkeln muss.

erster Schritt: Anpassen der Konstruktion
zweiter Schritt: Ankleben des Holzkerns
fast fertig
Die Laminierwerkstatt
Neue Kraft schöpfen

Mit Hilfe unseres Motorspezialisten werden die Motorfüße getauscht, damit das alte Dieselross wieder sicher steht (beim Austausch zeigt sich, dass einer der Motorfüße schon abgerissen war).

so taugt das nicht mehr

Die Radarantenne bedarf einer Abdichtung und kleinen Reparatur, da sie beim letzten Törn nicht zuverlässig gearbeitet hat.

Ein spannendes Projekt ist das Streichen der Dinghibretter. Um sie besser vor Verwitterung zu schützen, sollen sie eine Schicht aus Streich-Gelcoat erhalten. Doch es erweist sich als gar nicht so einfach, die richtige Mischung aus Harz, Baumwollflocken und Farbpigmenten herzustellen. Obwohl die Bretter gut angeraut sind, läuft die Farbe immer wieder zusammen. Herausforderung Nummer zwei ist das Wetter. Als wir die richtige Mischung endlich gefunden haben, spielen uns diverse Regenschauer einen Streich und es regnet dicke Tropfen auf die fast trockenen Bretter. Da kann man schon mal die Lust verlieren…

dann eben mit Dach

Takis vermisst das neue Vorsegel an Ort und Stelle, um die Segeltasche zu planen und gibt uns Tipps, wo der Traveller seinen Platz finden kann. Dieser muss natürlich auch montiert werden. Damit wir die Fock auch fahren können, bekommen unsere beiden Winschen im Cockpit neue Nachbarn und auch die Reihe der Blöcke wird erweitert. Mit einer Spezialkonstruktion, dank Svens Erfindergeist, hat letztlich jede neue Leine ihren Platz.

Die Traveler Schiene
Die Doppelstockleitöse
und die neuen Winschen …

Wie immer gibt es diverse kleine Hindernisse, die bewältigt werden müssen, insgesamt verlaufen die Arbeiten aber so gut, dass wir den geplanten Krantermin am Donnerstag einhalten können.

Donnerstag, 30. Mai bis Sonntag 2. Juni

Kurztörn zum Flieger nach Korfu

Um noch etwas Segelvergnügen zu haben, wollen wir den Weg zum Flughafen in Korfu mit dem Boot zurücklegen. Dies passt insofern gut, als Lukas und Lara ihren ersten Mitsegler in Korfu an Bord nehmen. Die beiden haben drei Wochen mit Freunden geplant und beenden ihren Törn in Mesolonghi, wo Silva dann bis Mitte Juli auf ihren nächsten Einsatz warten wird.

Da wir die Ferienwohnung noch räumen müssen und das Auto als Zwischenlager für Werkzeug und Winterausrüstung bepackt werden muss (als Neuerung haben wir einen kleinen Anhänger, der unsere Kisten beherbergt), klingelt der Wecker am Donnerstag unmenschlich früh.

Der kleine Trailer ist beladen und abgedeckt

Alles verläuft mit der üblichen Toleranz nach Plan und Silva wird gewohnt professionell zu Wasser gelassen. Als sie kurz nach neun Uhr in der Kranbahn liegt, kommt Panos mit seinem Mitarbeiter vorbei, um die Motorfüße noch einmal nachzujustieren – dann können wir in See stechen…

Mit zunächst noch wenig Wind motoren wir fast zwei Stunden lang unserem Tagesziel („Norden“ – wo genau wird der Wind entscheiden) entgegen.
Doch dann frischt der Westwind auf und wir können den Rest der Strecke segeln. Jetzt wird natürlich das neue Vorsegel getestet. Seine Starkwindqualitäten kann es mangels Wind zunächst noch nicht unter Beweis stellen, aber in Kombination mit der Genua bringt es gut einen Knoten mehr Speed.

Mit zwei Vorsegeln läuft Silva bei wenig Wind super

Letztlich schaffen wir es sogar noch bis Parga, wo wir bequem ankern können. die Shuttleboote zur Stadt fahren auch schon, sodass wir unseren ersten Segeltag mit einem schönen Stadtbummel beenden können.

Die kleine Kirche vor der Stadt in der Abendsonne
Deko auf der „Bierterasse“

Am Freitag ist zunächst wieder Motoren angesagt, bevor uns ein leidlicher Südwind bis nach Gaios auf Paxos bringt. Zum Glück ist es noch recht früh in der Saison, sodass wir einen Platz am Stadtkai bekommen und das schöne Städtchen so richtig genießen können.

Die Nordeinfahrt nach Gaios

Am Samstag geht es mit einem Zwischen-schwimm-stopp in Lakka (die ganze Crew wagt sich ins noch recht frische Wasser) nach Syvota, wo wir in unserem gewohnten Eckchen ankern.

In der Lakka-Bucht trainieren ein paar Opties

Um das Dinghi nicht zu überlasten, fahren wir abwechselnd ins Städtchen.

Nach einem leckeren Frühstück am Sonntagmorgen geht es schon recht früh weiter zur letzten Etappe nach Korfu. Zunächst haben wir noch ein wenig Westwind, müssen dann aber leider doch recht bald den Dieselwind bemühen.
In der Mandraki Marina sind alle Plätze belegt, also ankern wir uns vor die Burg und starten von dort zur Erledigungstour.

Ein Palisanderholzbaum in Korfu

Sven und Ulrike gehen zum Waschsalon…. eine sehr schöne Aufgabe, denn wenn man die Wäsche in den Waschmaschinen verstaut hat, muss man ja im Café warten….
Dann werden die Rucksäcke gepackt ( zum Glück haben wir kein Gepäck) und der Crewtausch kann starten. Das „Senior-Team“ wird durch einen griechischen Freund von Lukas ersetzt und damit der Altersdurchschnitt an Bord deutlich gesenkt.

Bye Bye

Sven und Ulrike gönnen sich noch ein Abschiedsessen in einer Taverna im Park und schlendern dann gemütlich zum Flughafen. Der Rückflug verläuft abgesehen von einer mächtigen Verspätung reibungslos und schon ist wieder ein Urlaub vorbei.