Dienstag, 4. Juli bis Montag, 10. Juli – Anreise und Arbeiten am Boot
Am 4. Juli machen wir uns, nachdem wir uns von allen verabschiedet haben, abends auf den Weg zu unserer ersten Etappe des Sabbaticals.
Nach einer reibungslosen Fahrt nach Ancona setzen wir am Mittwoch mit unserer – diesmal recht vollen – Lieblingsfähre nach Igoumentitsa über…
…und kommen am Donnerstagmorgen nach 34 Stunden Reise endlich in Preveza an. Nachdem wir im Büro unsere Sachen geordnet haben und einen Begrüßungsrundgang durch Hafen und Stadt gemacht haben, geht es weiter zur Marina nach Levkas, wo Silva schon die letzten beiden Monate liegt.
Die nächsten drei Tage verbringen wir mit Arbeiten am Boot – ein Gennakerbaum wird eingebaut, die Rettungsinsel an Deck angebracht, Moskitonetze gefertigt, das neue Vorsegel bei Takis abgeholt,….
…und natürlich die Funktionsfähigkeit des musikalischen Equipments geprüft.
Aber da wir ja im Urlaub sind, bleibt auch noch noch genügend Zeit für Pausen im Café, eine Wanderung zu den Wasserfällen von Nidri und Abkühlung im Meer.
Dienstag, 11. Juli bis Montag 17. Juli – Abgelegt zur Proberunde.
Am Dienstag werden die letzten Arbeiten am Boot durchgeführt und am Mittwoch heißt es dann endlich „Leinen los“. Die Jungs segeln das Boot nach Preveza, weil wir dort noch die restlichen Ausrüstungsgegenstände stauen wollen…
… und sind schneller da als Ulrike mit dem Auto, die nur noch kurz nach dem Parkplatz für die kommenden Monate in der Werft gefragt hat.
Am Donnerstag legen wir nach einem Waschtag alle gemeinsam zu unserer „Proberunde“ durch die ionischen Inseln ab.Wir machen noch einmal Station in Lefkas , wo wir unsere alte Bekannte „Yu Chen“ aus Kroatien treffen.
An der Westseite, der wenig bewohnten Steilküste von Lefkas geht es dann am Freitag – immer gegenan, da der Wind ständig dreht – weiter nach Fiskardho auf Kefalonia, wo wir erst am späten Abend ankommen. Im sehr vollen Hafen ist kein Platz mehr, aber ein freundlicher Engländer hilft uns beim Ankern im Dunkeln.
Vor dem Wind segeln wir am Samstag nach Poros auf Kefalonia, wo wir uns mit Freunden – „falls es der Wind zulässt“ – verabredet haben. Poros ist ein wunderschöner kleiner Hafenort mit einem noch schöneren kleinen Strand, dessen Inselchen wir am Montag morgen vor dem Frühstück direkt schwimmend umrunden.
Da Poros aber keinen Schutz vor dem angekündigten Gewittersturm bietet, brechen wir am Sonntag auf nach Zakynthos. Wieder mit einigen Winddrehern aber mit viel Wind segeln wir ständig am Rande der Rumpfgeschwindigkeit unseres kleinen Bootes. Am frühen Abend finden wir noch ein Plätzchen im Stadthafen- zwar ohne den gewünschten Strom, aber gut geschützt.
Am Montag erkunden wir die Stadt und wettern gemütlich ab….
Dienstag, 18. Juli bis Dienstag 25. Juli – Proberunde erfolgreich beendet
Nach dem Abwettern in Zakynthos machen wir am Dienstag im Golf von Lagana Station, einem Naturschutzgebiet, das wegen der dort beheimateten Karett-Schildkröten nur ganz beschränkt befahren werden darf. Dafür ist die erlaubte Zone leider umso mehr touristisch erschlossen. Am Mittwochmorgen bekommen wir dann endlich Besuch von einer riesigen Karett-Schildkröte, die ganz nah an unserem Boot vorbeischwimmt und sich kurz beobachten lässt.
Unser nächstes Ziel ist eine kleine Bucht „Ormos Vromi“ an der Ostseite der Insel. Ein leichter Nordost-Wind gestattet es uns, erstmals unseren Gennaker auszupacken – doch während wir uns noch Gedanken um mögliche Kurse machen, dreht der Wind schon wieder auf Nordwest, nimmt beachtlich zu und aus den gekoppelten 20 Meilen werden beim achtstündigen Kreuzen gegen den Wind schließlich 40 Meilen. Wir eröffnen an diesem Nachmittag auch unseren internen „Salzwasserdusche für Crew und Segel“ – Highscore (an diesem Tag liegt Ulrike komfortabel in Führung, in der B-Note siegt Jakob aber deutlich!!)
Am Donnerstag schauen wir kurz in die berühmte „Shipwreck- Bay “ hinein, die mit ihrem leuchtenden Wasser unter einer sehr imposanten Steilklippe beeindruckt. Da die Bucht aber gerade von mehreren Ausflugsboote heimgesucht wird, beschließen wir, irgendwann im Herbst mal wieder zu kommen. Dafür können wir heute richtig ausgiebig unseren Gennaker bei Halbwind testen und legen, weil es dort so schön war und der Wind sich verabschiedet hat, wieder in Poros auf Kephalonia an.
Weil der Wind auch am Freitag auf sich warten lässt, genießen wir noch einmal den Strand, befreien Boot und Segel vom Salz, „wandern“ zur Schlucht und legen erst am Nachmittag ab. Unser „geplantes“ Ziel Kalamos verwerfen wir mangels Wind schnell wieder und ankern in einer kleinen Bucht unterhalb des Korax-Felsens auf Ithaka.
Am Samstag sieht es zunächst wieder nach wenig Wind aus, doch in der Durchfahrt zwischen Ithaka und Lefkas weht es zuverlässig wie immer mit 5-7 Bft., die uns flink nach Syvota auf Lefkas bringen. Dort feiern wir bei einem leckeren Abendessen in Svens Geburtstag hinein. Ohne Regen (was an Svens Geburtstag sehr selten ist!!) genießen wir den Sonntag in Syvota und machen einfach mal Pause.
Eigentlich wollen wir schon seit zwei Jahren nach „Porto Spilio“ – am Montag ergibt es sich endlich. Wenn der Aufstieg zum kleinen Ort „Spartachorion“ – ob der Hitze – auch etwas anstrengend ist , so lohnt er sich wegen der tollen Aussicht und des wunderschönen Dorfes absolut. Impressionen….
Nach einem kurzen Abstecher zum Marinaladen in Nidri beenden wir unsere Probetour am Dienstag und legen nach einem schönen Segeltag wieder in unserem Heimathafen Preveza an.
Übersicht Proberunde:
Mittwoch, 26. Juli bis Mittwoch 2. August – abgelegt zu neuen Ufern
In den ersten 3 Tagen machen wir in Preveza große Wäsche und erledigen ein paar letzte Arbeiten.
Dann geht es am Samstag endlich los Richtung Norden.
Der erste lange Schlag bringt uns fast zu unserem Wunschziel für diesen Tag, leider ist ca. 7 Meilen vor Parga der Wind alle, so dass wir in einer Bucht an einer Flussmündung ankern.
Am späten Sonntagnachmittag machen wir uns dann bei guten 5 Bft auf den Weg nach Parga, dort Ankern wir am äußeren Wellenbrecher mit Blick auf die Burg oberhalb der Bucht.
Am nächsten Morgen muss dir Burg natürlich erklommen werden.
Montags schickt uns der Wind direkt in den Hafen Gaios auf der Insel Paxos, ein echt schönes altes Hafenstädtchen, an einem engen Kanal hinter einer Insel gelegen – leider ist es hier in der Hochsaison doch ziemlich voll. Wir bekommen den letzten Anlegeplatz am Kai , müssen aber am nächsten Morgen bis 10 Uhr den Ausflugsbooten Platz gemacht haben.
Nach dem „Frühableger“ entschließen wir uns, bei wenig Wind den Versuch zu starten und die Insel Paxos zu umrunden; was dann auch gelingt . Die Nachmittagsbrise bringt uns dann zu den Sivota-Inseln, ein kleines Inselarchipel vor der Festlandküste mit schönen Ankerbuchten und Badestränden.
Die Ausflugskutter sind hier so beladen, dass man denken könnte es wären Flüchtlingsboote – zum Glück aber nicht.
Von hier aus geht es dann bei einer schönen Brise aus West nahezu auf einem Bug bis kurz vor Korfu (Stadt).
Donnerstag, 3. August bis Donnerstag 10. August – von Korfu nach Italien
Nachdem wir am Mittwochabend kurz die Stadt Korfu erkundet haben, verholen wir uns donnerstags zur weiteren Besichtigung in die Marina direkt unter der alten Festung – eine kleine idyllische Marina des örtlichen Segelclubs mit Badestrand und Zugang nur durch die Festung. Dies verleiht dem Ganzen seinen besonderen Reiz – heißt aber auch, die Einkäufe durch die Burg zum Boot transportieren zu müssen, was sich dank unserer genialen Transportkarre aber als gar nicht so schwierig erweist.
Am Freitag erklimmen wir vor dem Ablegen noch die Festung und werden mit einer herrlichen Aussicht belohnt. Da kaum Wind vorhergesagt ist, beschließen wir einen Badetag in einer kleinen Bucht (mit dem schönen Namen „Chiouchiou“) mit Blick auf die albanische Küste einzulegen.
Der Samstag wird ausgiebig zum Entspannen genutzt. Während wir gemütlich im Café bei „Freddo Cappuchino“ sitzen, wird unser Anker jedoch vom Anker einer Motoryacht erwischt und aus dem Ankergrund gezogen. Jakob, der die durchhängenden Landleinen als erster bemerkt, reagiert schnell, sodass sich der Stress in Grenzen hält.
Da wir vor der Überfahrt nach Italien noch Wasser und Landstrom brauchen, tanken müssen und Vorräte einkaufen wollen, segeln wir am Sonntag auf leichtem Vorwindkurs zur großen Marina Gouvia. Der Service hier geht sogar soweit, dass es – wegen der weiten Wege – ein Shuttlecar zum Zentrum der Marina gibt. Es ist zwar nicht schneller, sieht aber lustig aus und eignet sich gut zum Transport.
Nach dem Ablegen ist am Montag der erste Tankstop angesagt. Während die Anzeige der Zapfsäule der Motoryacht neben uns an der Tankstelle munter die 950-Liter Marke passiert, haben wir in den letzten vier Wochen gerade einmal 40 Liter verbraucht. Heute ist endlich auch wieder mehr Wind – leider schon wieder aus der falschen Richtung, sodass wir uns den ganzen Korfukanal hocharbeiten müssen. Wegen der Düse dreht der Wind auch immer schön mit und erst als wir Korfu hinter uns gelassen haben, bringt uns ein frischer NW-Wind auf einem Bug vor die vorgelagerte Insel Erikoussa. Da es mittlerweile schon fast 23 Uhr ist, der Wind immer wieder auf 6-7 Bft. auffrischt und die Wellen ungemütlich sind, beschließen wir, die Überfahrt erst bei Tageslicht fortzusetzen.
Wie sich am nächsten Tag herausstellt, eine gute Entscheidung, denn die Insel hat ihren ganz eigenen Charme, einen Sandstrand mit glasklarem Wasser und lohnt einen zweiten Besuch.
Am Dienstagmorgen gehen wir für unsere Verhältnisse früh Anker auf (11 Uhr) und machen uns auf den Weg zur italienischen Küste. Wir passieren die Insel Othonoi mit ihrer imposanten Steilküste und fahren nach einer, wegen der Wellen etwas ungemütlichen aber sehr effektiven Überfahrt bei ca. 6 Bft. im ersten Reff, bei Sonnenuntergang auf den Leuchtturm von Santa Maria de Leuca am Absatz des italienischen Stiefels zu.
Obwohl wir nur etwa 100 km Luftlinie von Korfu entfernt sind, vermittelt Santa Maria de Leuca mit seinen weißen Häusern und den schönen Jugendstilvillen einen ganz neuen multikulturellen Eindruck. Das Flair und auch die Landschaft haben sich merklich verändert.
Unseren Plan, noch eine weitere Nacht in Santa Maria zu bleiben verwerfen wir am Mittwochnachmittag wieder. Da wir die vor uns liegenden 70 Meilen nicht an einem Tag schaffen können, entscheiden wir uns, den Vollmond zu nutzen und brechen mit dem Ziel Crotone auf. Leider entwickelt sich der Wind mal wieder nicht wie erwartet, kommt genau gegenan und dazu noch viel schwächer als prognostiziert, sodass wir viel motoren müssen. .
Nach 22 Stunden erreichen wir am Donnerstagmorgen Crotone/Kroton – die Stadt des Pythagoras. Auf den ersten Blick erscheint die Stadt nicht sehr attraktiv, die Burg ist zwischen den Hochhäusern am Strand kaum auszumachen, doch der Service in der Marina ist gut und die Menschen hier und in der Stadt sind alle superfreundlich und hilfsbereit. Um 18.30 Uhr ist eine einstündige Stadtführung vom Tourismusbüro angekündigt, an der wir teilnehmen. Als wir gegen 21 Uhr !! wieder am Boot ankommen, haben wir eine kreative Stadtführung (für uns extra mit deutscher Übersetzung) engagierter Ehrenamtlicher mit Theater-und Tanzeinlagen einer Jugendgruppe, einer animierten Phythagorasbüste, einer spontanen Tarantella, dem Ausprobieren der Maccheroncini-Herstellung u.a. erlebt – und das alles ohne Profitgedanken, sondern nur, um zu zeigen, dass Kalabrien eine schöne und interessante Region ist.
Freitag, 11. August bis Freitag 18. August – lange Wege
Für den Freitag war als nächste Station eigentlich Roccella Ionica vorgesehen, doch der angekündigte Sturm lässt uns umplanen. Wir wollen nur noch ins ca. 20 Meilen entfernte Le Castello. Nach zwei vergeblichen Versuchen, das letzte Kap (bei 8 bis 9 Bft gegenan – die so nicht angekündigt waren) zu umrunden, ziehen wir uns ca. 3 Meilen vorm Ziel hinter ein Kap zurück und wettern ab.
Auch am Samstag ändern sich die Verhältnisse nicht und wir erkunden das Dorf am Capo Rizzuto.
Nach 50 Meilen und einem schönen Segeltag kommen wir am Sonntagabend endlich in Roccella Ionica an.
Die komfortable Marina (mit Waschmaschine!!!) und der interessante Ort (den man nach 3 km Fußweg erreicht) lassen uns gleich zwei Nächte bleiben. Allerdings müssen wir nach dem Aufstieg feststellen, dass die Burg etwas ungewöhnliche Öffnungszeiten hat (20-24 Uhr) und genießen erst einmal die schöne Aussicht.
Gut ausgeruht begeben wir uns am Dienstag auf die alternativlose nächste Etappe von 70 Meilen. Der dazwischenliegende Hafen ist schon seit Jahren versandet und die ehemalige Einfahrt dient nun als Badestrand. Dank eines beständigen Stromes erreichen wir trotz wechselnder Winde (3x Gennaker setzen und 4x reffen) nach nur 12 Stunden die Straße von Messina. Dort heißt es noch einmal kreuzen, bevor wir in einen kleinen Marina kurz vor Reggio Calabria die Etappe beenden.
Gerade mal „um die Ecke“ liegt Scilla, unser Ziel für Mittwoch. Hier holt uns mit „Skylla und Charybdis“ die Odyssee wieder ein. Allerdings ist der dort erwähnte Strudel seit einem Erdbeben im 18. Jahrhundert nicht mehr zu spüren. Umso mehr raubt uns der unaufhörliche Schwell an unserem Ankerplatz den Schlaf. Am nächsten Morgen verholen wir uns in den Hafen , den wir am Vorabend erkundet haben und nehmen uns den Rest des Tages Zeit zur Erkundung des malerischen Städtchens das sich mit seinen engen Gassen und Treppen an den Fels schmiegt.
Nach einer etwas ungewöhnlichen Wassertankstelle führt unser Weg am Freitag in Richtung Liparische Inseln. Bei wenig Wind erreichen wir die Vulkaninsel Stromboli erst nach Sonnenuntergang.
Samstag 19. August bis Samstag 26. August – Geduldsprobe
Kurz bevor wir Stromboli erreichen, hören wir ein merkwürdiges Fahrgeräusch und uns wird schnell klar, dass irgendetwas im Getriebe gar nicht stimmt. Aber da es schon dunkel ist, bleibt uns nichts anderes übrig, als erst einmal zu ankern.
Am Samstag schauen wir uns in Stromboli um, genießen einen Cappucchino im Café „Ingrid“ (wie auch sonst!) und erfahren im „Vulkan-Informationszentrum“ von einem freundlichen Mitarbeiter alles mögliche zum Stromboli und seinen aktuellen Aktivitäten. Auf dem Weg finden wir auch eine Werkstatt, die uns verspricht, nach unserem Motor zu schauen. Als wir vier Stunden vergeblich gewartet haben, geben wir auf, da es schon fast Abend ist und wir am nächsten Tag sicher ablegen müssen, weil der Wind stärker werden soll und somit der Ankerplatz nicht mehr sicher ist.
Mit dem Ziel, den nächsten Hafen am Festland anzulaufen, legen wir am Sonntag bei ca. 3 Bft ab. Doch kurz nach dem Ablegen schläft der Wind fast ein und wir dümpeln vor uns hin. Da unser Getriebe nur noch im Rückwärtsgang Kraft überträgt, kommt motoren nicht in Frage und wir sind auf die Segel angewiesen. Stromboli wird und wird nicht kleiner und am Abend haben wir dann mit Gennacker bei 3-6 Knoten Wind mit viel Geduld 10 sm geschafft (!!! – unser Ziel ist 30 Meilen entfernt). Mit stabileren 6-10 Knoten Wind erreichen wir endlich nachts um halb vier Tropea. Dort wollen wir erst einmal an der Tankstelle anlegen, da unser Vorwärtsgang nur noch im Standgas läuft und aufstoppen in diese Richtung unmöglich ist. Der Marinero lässt uns jedoch nur die Alternative „in der Marina anlegen“ oder „den Hafen verlassen“. Da immer noch eine Sturmwarnung besteht, kommt Alternative zwei nicht in Frage. Auch auf unsere Erklärung, dass wir ohne funktionierenden Motor im Hafen nicht richtig manövrieren können lässt sich der Marinero nicht ein. Zum Glück schaffen wir es ohne Korrekturzüge mit dem Bug voraus in eine Box.
Ab Montag beginnt die Jagd nach dem passenden Ersatzteil:
Montag, 8:10 Uhr: Wir teilen der Werft unser Anliegen mit, der Mechaniker soll in der nächsten halben Stunde vorbeikommen – was diesmal auch direkt klappt.
Montag, 10:00 Uhr: Das Getriebe wird ausgebaut – wir sollen etwa in einer Stunde nochmal nachfragen
Montag 11:30 Uhr: Die Werft schlägt vor, einen Teil des Getriebes zu tauschen – Lieferzeit: 6-10 Tage. Allerdings kostet das Ersatzpaket fast so viel wie ein neues Getriebe und verspricht keinen dauerhaften Halt. Unser griechischer Mechaniker, der schon seit Samstag mit uns fiebert (und am liebsten gleich vorbeigekommen wäre), rät uns, gleich ein neues Getriebe einzubauen. Die Werft geht beim Volvopartner auf die Suche…
Montag 14:30 Uhr: Die Jungs haben „unser“ Getriebe auf einer Internetseite gefunden. Die Firma hat das Teil jedoch nicht auf Lager und meint: „Die in Italien können das genauso gut besorgen….“. Wir denken uns noch nicht viel dabei…
Montag 18:00 Uhr: Da Ferienzeit ist, hat die Werft noch keine Rückmeldung. es werden andere Kontakte angefragt…
Dienstag 10:00 Uhr: Der Volvopartner der Werft kann nicht liefern, der andere Partner hat sich noch nicht gemeldet, die Werft bekommt keine Rückmeldung über die Verfügbarkeit des Ersatzteils; wir beschließen, selbst aktiv zu werden…
Dienstag 14:00 Uhr: Wir haben diverse Internetseiten gefunden, auf denen unser Getriebe angeboten wird und mit halb Europa telefoniert. Überall die gleiche Rückmeldung: Das Getriebe ist im Volvo-Zentrallager nicht verfügbar!! Wir werden langsam unruhig!!
Dienstag 15:30 Uhr: Wir rufen direkt bei der Herstellerfirma (ZF) an. In der Bootsmotorenabteilung ist wegen der Ferienzeit niemand mehr erreichbar. Die Unruhe unsererseits nimmt zu.
Dienstag 18:00 Uhr: Keine Neuigkeiten von der Werft – Lieferzeiten werden mit 4-6 WOCHEN angegeben!!! Der Mechaniker will versuchen, das Getriebe soweit in Gang zu bringen, dass wir wenigstens wieder nach Hause kommen. Wir sind frustriert.
Inzwischen hat sich eine Firma, die wir am Nachmittag nochmal kontaktiert hatten zurückgemeldet: Ein passendes Nachfolgemodell ist auf Lager – die nötige Adapterplatte leider nicht (Verfügbarkeit muss noch überprüft werden) Der Schönheitsfehler: Mehrkosten von etwa 1000€. Unser Frust nimmt stetig zu.
Mittwoch 9:00 Uhr: Der Werftmechaniker ist auf der Suche nach einem kleinen Metallring, mit dem er das Getriebe in Gang setzen kann – es wird in ganz Kalabrien danach gesucht… auch in Griechenland wird mittlerweile nach unserem Getriebe gesucht (Panos versucht die Beschaffung über Athen…)
Währenddessen versuchen wir ZF zu erreichen. Nach zwei Stunden Dauerwarteschleife erreichen wir einen Mitarbeiter. Der aber weiß gar nicht, dass ZF jemals Getriebe für Volvo produziert hat….Eine weitere Firma in Heiligenhafen wird auf das Ersatzteil oder etwas Vergleichbares angesetzt…
Mittwoch 13:02 Uhr: Mail der Hamburger Firma: Im Zwischenlager in Göteborg ist unser Teil aufgetaucht. Wir bestellen sofort. Lieferzeit nach Hamburg 1-2 Tage…. Erleichterung!!!
Die Weft wartet noch immer auf das Kleinteil. In Griechenland ist ein Getriebe in 4 Wochen verfügbar… Langsam löst sich die Spannung.
Donnerstag 11:08 Uhr: Unser Getriebe ist in Hamburg eingetroffen und wird am Nachmittag in Richtung Italien auf den Weg geschickt. Jetzt heißt es WARTEN und auf die Post hoffen…..
Natürlich haben wir in der Woche auch noch an unserem Boot gearbeitet, im Meer gebadet und die Stadt – die eigentlich ganz nett wäre, wenn man freiwillig hier wäre – ausgiebig besichtigt. Einziges Manko: der nächste richtige Lebensmittelladen ist zwei Kilometer entfernt….
Sonntag 27. August bis Mittwoch 06. September – Warten auf Volvo und weiteres Pech
Man sollte denken, dass es in der modernen und hochvernetzten Welt nicht ganz so schwer ist ein Paket von Deutschland nach Italien zu schaffen. Allein schon die Unterschiede in der Reihenfolge innerhalb der Adressfelder in den unterschiedlichen europäischen Ländern bzw. deren Postbetreibern reichen wohl aus, um einem kleinen Paket eine große Italienrundreise zu bescheren.
Nachdem das Paket am Freitag von Nürnberg auf den Weg nach Italien geht, glaubten wir noch, dass alles problemlos abläuft. Leider ist die erste Nachricht in der Sendungsverfolgung am Mittwochmorgen dann aber die, dass das Paket falsch geroutet worden sei und nun aber auf dem richtigen Weg sei. Leider ist DHL nicht in der Lage seinen Kunden die Paketnummer des ausländischen Zustellers mitzuteilen, auch 5 Anrufe bei der „lustigen“ DHL Hotline führen zu keinem Ergebnis. Die örtliche Post, bei der wir zweimal vorsprechen, kann uns ebenfalls nicht weiterhelfen. Erst als wir (mittlerweile Donnerstag) die nette Dame aus dem Werftbüro bitten, nach unserem Paket zu fahnden, kommt etwas Licht ins Dunkel. Nach ca. 5 Minuten und zwei Telefonaten hat sie unsere Paketnummer bekommen und wir können online sehen, dass unser Paket gerade wieder auf dem Rückweg von Sardinien zum Festland ist!
Hier ein kleines Quiz:
Ordne folgende Transportmöglichkeiten für die Strecke Hamburg (D) – Tropea (I) nach der Dauer, beginnend mit der kürzesten.
A) Fahrradkurier
B) Kurierläufer
C) DHL-Paket
D) Ötzi
E) Kontinentaldrift
Hier die Lösung: A), B), D), E), C)
Um uns die Zeit ein wenig zu vertreiben, unternehmen wir eine kleine Bahnrundreise durch Kalabrien. Tropea – Rosarno –Vibo Pizzo – Vibo Marina – Tropea
Am Sonntag ist Ulrikes Geburtstag und es wäre „in echt“, also mit funktionierendem Boot, Abwettern angesagt. Die durchziehende Front beschert uns einen stürmischen Westwind und an der recht flachen Küste brechende Wellen bis zur Hafeneinfahrt.
Montag gegen 11 Uhr ist es dann soweit, das Paket hat uns endlich gefunden.
Also nichts wie ran, Getriebe ausgepackt und gecheckt,… und dann gleich die nächste „Überraschung“: Das Getriebe ist wohl das richtige, nicht aber der Flansch zwischen Motor und Getriebe – also den alten Schrott wieder ausgepackt und die alte Flanschplatte montiert. Beim ersten Probelauf stellt sich heraus, dass die Gänge (Vorwärts und Rückwärts) vertauscht sind!? Also den Bowdenzug der Schaltung umbauen, dann passt endlich alles.
Nochmal schnell die Bettwäsche durchwaschen, alle Mann (und Frau) duschen, dann legen wir endlich so gegen 16 Uhr ab – nicht ohne vorher bei einer sichtlich – ob des Preises – überraschten Rezeptionistin die fette Rechnung (fast halbes Getriebe) für die Marina zu begleichen. Sie ist wohl so überrascht, dass sie uns spontan einen Rabatt von 0,432 Prozent gewährt: 920 statt 924 Euro! Echt nett! Gut, dass die beiden letzten Nächte endlich in die Nachsaison fielen.
So segeln wir dann in die Nacht hinein Richtung Acciarola (100 sm). In der Nacht verlässt uns der Wind und das neue Getriebe muss ca. 9 Stunden arbeiten. Am Dienstagmittag kommt dann der mit 4 Bft. gemeldete Nordwest auf, der sich dann aber recht schnell bis hin zu 6 Bft. entwickelt. Also wieder gegenan kreuzen.
Gegen 17 Uhr und ca. 5 sm vor dem Zielhafen legt sich Jakob noch mal kurz auf die Couch und kugelt sich dann beim Aufstehen die Schulter aus.
Was nun? Segel runter und direkt Richtung Hafen motoren, die italienische Seenotrettung bzw. den medizinischen Dienst anrufen. Die sind aber beide unter der im Hafenhandbuch angegebenen Nummer nicht erreichbar – also entschließen wir uns das MRCC Bremen anzurufen. Die geben die Sache weiter nach Rom und MRCC Rom meldet sich auch direkt bei uns auf dem Handy. Mittlerweile sind wir aber im Hafen fest und das freundliche Marinapersonal hat die Ambulanz bestellt. Die kommt auch recht flott und nimmt Jakob und Ulrike mit ins 30 km entfernte Krankenhaus – soweit geht alles gut. Dann erwartet uns die nächste Hürde im Krankenhaus: Da Jakob eine Narkose braucht, müssen beide Eltern zwingend unterschreiben. Aber wie die Strecke von 30 km am späten Abend (23.30 Uhr) überwinden? Mit DHL? Wir fragen bei der lokalen Polizei nach, die kein Englisch spricht, aber den Bürgermeister ruft, der Englisch kann und ein Taxi organisiert. Mittlerweile hat Ulrike es aber geschafft, das Krankenhauspersonal zu überzeugen, das dann auch mit ihrer alleinigen Unterschrift zufrieden ist.
Noch ein Kuriosum: Latein ist gar keine tote Sprache. In Ermangelung von Englischkenntnissen des Orthopäden einigen sich Jakob und der Arzt auf Latein als Kommunikationsmittel, was auch recht gut klappt.
Am Mittwochmorgen wird Jakob mit der repositionierten und fixierten Schulter aus dem Krankenhaus entlassen. Einziges Transportmittel für den Rückweg ist ein Linienbus (ca. 1h), der aber deutlich bequemer als der Rettungswagen vom Vortag ist und eine herrliche Strecke durch das Tal von Vallo und an der Küste entlang nimmt.
Die Route bis hierher
Donnerstag 07. September bis Freitag 15. September – Wetterkapriolen – endlich Elba
Nachdem wir am Mittwochabend ein lustiges Zusammentreffen von drei Yachten hatten, die alle irgendwann einmal in Preveza gestartet sind, legen wir am Donnerstag mit dem Ziel Ischia ab.
Zwei Orte wollen wir auf unserer Tour sicher nicht anlaufen: Capri (die „teuerste Marina der Welt“) und Rom (eine eigene Reise wert). Doch beim Segeln bestimmen noch immer Wind und Wetter das Programm, und so schaffen wir es bis kurz vor Capri, die vor uns abziehende Front an ihrem hinteren Ende zu umschiffen. Doch dann ziehen sich die Wolken von allen Seiten zu Gewittern zusammen und wir müssen, begleitet von Schauerböen, nach….CAPRI…“flüchten“.
Weil wir denn schon mal da sind, nehmen wir uns am nächsten Tag auch die Zeit, die für uns von den Schauern komplett frisch gereinigte Insel zu besichtigen – und staunen ob der Menschenmassen, die im Viertelstundentakt von den Fähren ausgespuckt werden, ihre Bahn über die Insel ziehen und wieder in den Fähren verschwinden. Fazit: Capri ist für uns keine Reise wert.
Der vorhergesagte Sturm lässt uns nur ein kleines Zeitfenster (ca.30 Stunden) für die nächste Etappe. Deshalb legen wir am Nachmittag ab – mit dem Ziel Civitavecchia, um am Festland abwettern zu können. Vorbei an Ischia mit einem kleinen Zwischenstop (eine Gewitterfront nähert sich mal wieder bedrohlich) auf Ventotene (Pontinische Inseln) schaffen wir es am Samstagabend gerade noch in die Marina, solange die Hafeneinfahrt noch passierbar ist – jedoch nicht in Civitavecchia, wie geplant, sondern ROMA!!.
Ganz klassisch legen wir im Hafen von Ostia, in der Nähe des antiken Ostia an. Schon die Begrüßung durch die Marineros ist überschwenglich, als sie erfahren, dass wir aus Deutschland sind. Noch beim Anlegen schwärmen die begeisterten Fußballfans von „Klose“ und „Völler“…
Am Sonntag hat sich das Unwetter am Nachmittag endlich soweit gelegt, dass wir uns auf den Weg machen können. Der Starkregen hat überall seine Spuren hinterlassen, die Kanalisation ist völlig überlastet und die Straßen gleichen kleinen Bächen. In „Ostia Antica“ wollen wir uns die Ausgrabungen anschauen, die wegen des Unwetters aber geschlossen sind. Wir landen dafür im Kastell „Giulio II“ im Ortskern und werden mit einer interessanten „Privatführung“ durch das Kastell belohnt.
Die „ewige Stadt“ ist mit der Metro von Ostia aus gut zu erreichen, also wird das Abwettern dann auch sinnvoll genutzt. Unsere Romtour soll im Vatikan beginnen, doch schon der Weg von der Metro zum Petersplatz stresst uns, da wir ständig von „Reiseführern“ angesprochen werden, die uns anbieten, die langen Warteschlangen zu umgehen. Auf dem Petersplatz ergeht es uns genauso wie bei unserem ersten Venedigbesuch: nach etwa 10 Minuten überkommt uns ein Fluchtreflex und wir suchen das Weite. Die übrigen Sehenswürdigkeiten sind weniger überfüllt und bescheren uns eine schöne Zeit des Wartens auf besseres Wetter.
Am Mittwoch ist es dann soweit: Wind und Wellen haben soweit nachgelassen, dass wir die Hafeneinfahrt wieder passieren können.
Vor uns liegen noch 120 Meilen bis Elba – und zwei Tage bis zu Jakobs SKS-Prüfung… es wird spannend, zumal das Wetter sich noch nicht wirklich zuverlässig beruhigt hat. Den Vormittag motoren wir durch eine vom Sturm der Vortage braun aufgewühlte Restdünung, angereichert mit allerlei Müll und Treibgut – nicht wirklich angenehm.
Mit zunehmender Strecke nimmt das Meer wieder seine gewohnte Farbe an, die Dünung lässt nach, der Wind nimmt zu und wir können endlich wieder segeln.
Mit einer schönen Brise aus Südwest erreichen wir am Abend die Inseln Giannutri und Giglio. Da wir uns wegen der Wetterentwicklung unsicher sind und keinesfalls am Donnerstag in Stress geraten wollen, entschließen wir uns, die Nacht durchzusegeln – bis zum Mondaufgang diesmal eine recht dunkle Angelegenheit. Doch Wind und Wetter spielen gut mit, sodass wir zum Sonnenaufgang „endlich Elba“ erreicht haben. In der Bucht von Portoferraio testet Jakob, ob seine Segelmanöver auch „einhand“ (mit verpackter Schulter) zu fahren sind, was inklusive Anlegen auch gut gelingt. Der Rest des Tages ist dem Ausruhen und ersten erkunden der Stadt gewidmet.
Am Freitag hat Jakob gleich den ersten Prüfungstermin, sodass wir nach erfolgreicher Arbeit den ganzen Tag vor uns haben. Wir ankern, segeln „sinnfrei“ durch die Bucht und legen schließlich zur weiteren Besichtigung im malerischen Stadthafen an.
Samstag 16. September bis Samstag 23. September – Keine besonderen Vorkommnisse – etwas Elba und dann Korsika
Portoferraio gefällt uns so gut, dass wir den Samstag noch bleiben und unseren eigentlichen Pausentag (Sonntag) vorverlegen.
Am Sonntag erwarten wir relativ viel (laut Wetterbericht) Wind aus Nordwest mit abendlichen Gewittern. Also suchen wir uns als Tagesziel Porto Azzurro – eine tiefe Bucht im Osten der Insel aus. Doch als wir das Kap im Nordosten der Insel runden, weht uns ein frischer Wind aus Südost entgegen, womit aus den geplanten 20 Meilen mal wieder 30 werden.
Auch am Montag sind Gewitter angesagt, diesmal mit Wind aus Süd. Da keine der Buchten auf unserem weiteren Weg im Süden der Insel zum Abwettern geeignet ist, bleiben wir in Porto Azzurro, was aber auch frühes Aufstehen am Dienstag bedeutet. Schließlich wollen wir nach Korsika und unser Weg hat sich durch das Abwettern um 20 Meilen verlängert.
Wenigstens ist für Dienstag ein schöner zum Kurs passender Wind (4-5 Bft.) aus Nordwest gemeldet und so verlasen wir um 8 Uhr (!!!!) unseren Ankerplatz in Porto Azzurro mit dem Tagesziel Bastia. Doch wieder einmal geht unser Plan nicht auf: Zunächst stimmt zwar die Windrichtung noch, doch aus den 4-5 Bft werden schnell 7Bft, weshalb wir nicht die gewünschte Höhe laufen können. Als wir schon fast die Insel Pianosa erreicht haben, kommt die Gewitterfront über Kosrika bedrohlich näher. Schweren Herzens kehren wir nach Elba zurück und verkriechen uns in den Golfo Marina di Campo, wo uns das Gewitter bis zum nächsten Morgen „Abwechslung“ beschert.
Die Wettervorhersage für Mittwoch ist identisch mit der des Vortages. Vorsichtig schauen wir deshalb am Mittwochmorgen aus unserer Bucht heraus…. Die gemeldeten 4-5- Bft Nordwest gestalten sich heute als kurzes Südostwindintermezzo und dann, als wir Elba hinter uns gelassen haben … gar kein Wind 🙁
Für das unschöne Motoren werden wir mit der Ankunft in Bastia ausreichend entschädigt: Wir finden einen schönen Liegeplatz im Stadthafen, die Leute sind freundlich und witzig, die Stadt schön,….Einzig die Umstellung von Italienisch auf die französische Sprache fällt uns nach fast sechs Wochen in Italien ungemein schwer und ständig fehlen irgendwelche Vokabeln.
Donnerstag und Freitag sind unsere Reisetage auf dem Weg nach Süden. Der Wetterbericht hat sich zum Glück auch diesmal geirrt, sodass wir mit einem schönen Wind aus Südost einen Großteil der Strecke segeln können.
Vorbei an langen Sandstränden (einer davon als der sauberste Strand Europas ausgezeichnet), mit einem Zwischenstopp in einer Marina auf halbem Weg (die geringe Wassertiefe bringt uns etwas ins Schwitzen), erreichen wir am Freitagabend das Südende Korsikas. Hier gibt es wieder viele schöne Buchten und vorgelagerte Inseln, die zum Ankern einladen.
Am Samstag ist es dann nur noch ein kurzer Schlag bis nach Bonifacio, eine Stadt, auf die wir schon sehr gespannt sind. Schon die Anfahrt zur auf weißen Klippen thronenden Stadt ist überwältigend und richtig spannend wird die Einfahrt in den in der schmalen „Calangue“ gelegenen Hafen.
Noch am Abend erklimmen wir die in den Festungsmauern gelegene Altstadt und genießen die Aussicht auf die „Bouches den Bonifacio“ und die Steilklippen im Abendlicht. Bonifacio erhält in unserer Liste der schönen Häfen einen der vorderen Plätze.
Sonntag 24. September bis Sonntag 01. Oktober – Sardiniens Ostküste
Da wir für den Sonntag keine weite Strecke geplant haben, widmen wir uns noch ausgiebig der Erkundung der Stadt Bonifacio und genießen die Aussicht. Am Nachmittag legen wir dann in Richtung Inselarchipel in der Meerenge zwischen Korsika und Sardinien ab. Die kleinen felsigen Inseln mit ihren Buchten und dem klaren Wasser laden zum Ankern ein und so suchen wir uns einen schönen Platz – allerdings zunächst noch mit etwas Wind.
Am Montag segeln wir gemütlich weiter durch das La Maddalena-Archipel und entlang der Costa Smeralda in Richtung Süden. Die Landschaft ist wunderschön und die verschiedenen Felsgebilde regen die Phantasie an – wie z.B. das Capo d’Orso. In Proto Cervo schauen wir nur kurz in die Bucht hinein und probieren die (laut Reiseführer) „zweitteuerste Marina der Welt“ nicht aus. Stattdessen suchen wir uns einen Ankerplatz vor einer der vielen Ferienanlagen.
Doch die Nacht ist nur kurz und gegen sieben Uhr wecken uns unschöne Wellen und Schauerböen aus dem Schlaf und zwingen uns, den Ankerplatz umgehend zu verlassen. Nach vier Stunden Regen, Wind und Wellen kommen wir ziemlich durchnässt (außer Lukas, der unter Deck Dienst hatte) am Stadtkai Olbia an. Mittlerweile hat der Regen nachgelassen und so machen wir uns auf den Weg, unseren Liegeplatz zu bezahlen. Dank einer Info aus der elektronischen Seekarte wissen wir, dass wir eine „Marca da Bollo“ kaufen (eine Gebührenmarke) und damit zur Capitaneria müssen. Die Marke findet sich recht schnell in einem „Tabbacchi“- Laden, doch dann geht die Odyssee los. Die vermeintliche Capitaneria in der Nähe des Stadtkais ist nicht zuständig und schickt uns zu den „Ferries“ „am Ende der Straße“. Selbige ist zwar wunderschön gerade mit breitem Fußweg, aber etwa einen Kilometer lang …. Das nächste Gebäude mit der Aufschrift „Capitaneria“ ist geschlossen und die Dame am Empfang verweist uns nachdem sie uns nicht mehr ignorieren kann auf das Fährterminal. Wir überlegen kurz, ob wir die ganze Aktion hier beenden sollen, sind aber schon so weit gelaufen und haben die Gebührenmarke gekauft…Im Fährterminal bringen uns zwei sehr hilfsbereite Beamte durch die Securitykontrollen zum passenden Büro, das aber leider noch eine Stunde Mittagspause hat. Nachdem wir diese abgewartet haben, gehen wir noch einmal durch die Sicherheitskontrollen, durchwandern diverse Büros mit superfreundlichen Beamten, bis wir das richtige gefunden haben und halten nach etwa drei Stunden glücklich unseren Zahlungsbeleg in der Hand. Wahrscheinlich sind wir die einzigen, die jemals so impertinent einen Liegeplatz bezahlt haben. Olbia ist längst nicht so touristisch wie die Costa Smeralda und bietet im Vergleich dazu eine richtig gewachsene Architektur und Kultur.
Am Mittwoch setzen wir unseren Weg in Richtung Süden fort. Vorbei am eindrucksvollen „Tafelberg“ (Isola di Tavola) und vielen Stränden erreichen wir am Abend mit Rückenwind unsere „Zwischenstation“ La Caletta, eine nette, zur Durchreise gebaute Marina in einem Feriendorf. Mit deutlich mehr Wind und höheren Wellen schaukeln wir am Donnerstag auf Raumschotkurs unserem Etappenziel „Arbatax“ entgegen.
Dort hatten wir eigentlich geplant, mit dem „Trenino Verde“, einer Schmalspurbahn in die Berge zu fahren, müssen aber enttäuscht feststellen, dass die Fahrten eingestellt sind. Eine Alternative muss her und so machen wir uns mit dem Shuttlebus auf nach Tortoli zur „Stazion Pullman“. Fahrkarten gibt es im nahegelegenen Café und die Reiseberatung durch die engagierte Cafébesitzerin gleich dazu.
Ulrike möchte nach „Gairo“ fahren, einer Haltestelle des Trenino Verde, doch die Jungs weigern sich (nach gemachten Erfahrungen), die (auf der Landkarte) drei Kilometer von einem Ortsteil zum andern zum Anschlussbus zu wandern. Also fahren wir zunächst in die nächst größere , genauer gesagt, an einem Steilhang gelegene Stadt in den Bergen. Von dort geht es weiter (an Gairo vorbei – was auch gut ist, denn die Ortsteile sind durch ein tiefes Tal voneinander getrennt) auf abenteuerlichen Serpentinenstrecken nach Ulassai, einem malerischen Bergdorf mit einigen Sehenswürdigkeiten, die uns ein freundlicher Dorfbewohner spontan erläutert. Eine der Sehenswürdigkeiten ist die „Grotta su Marmuri“, die größte Tropfsteinhöhle Sardiniens – etwas außerhalb des Dorfes gelegen, ca. 1 km lang und eiskalt (10°C). Auch die Rückfahrt – diesmal eine andere Strecke gestaltet sich abenteuerlich.
Das Ablegen am Samstag verzögert sich etwas, da Ulrike sich ein Zahninlay ausgebissen hat, das schleunigst wieder eingeklebt werden muss. Der im Stadtplan verzeichnete Zahnarzt ist telefonisch nicht zu erreichen (es ist Samstag) und so fragen wir in Supermarkt nach. Der Supermarktbesitzer weiß Rat, da sein Sohn mit einem Zahnarzt befreundet ist, klingelt seinen Sohn um 8 Uhr aus den Federn und erfragt die Handynummer des Freundes. Diesen sollen wir aber erst um 9 Uhr anrufen… was Ulrike – schon an der Bushaltestelle Richtung Tortoli auch tut und dem Busfahrer das Telefon zur Klärung der Adresse weiterreicht. An der richtigen Haltestelle angekommen, bekommt Ulrike noch eine genaue Wegbeschreibung, die Zahnärzte (Sohn UND Vater) treffen bald an der Praxis ein und so ist um kurz nach zehn Uhr schon wieder alles, mit dem Hinweis, bei Problemen jederzeit anrufen zu können, repariert.
Der Wind zeigt sich jedoch nicht so hilfsbereit und so müssen wir ein gutes Stück zur ca. 30 sm entfernten nächsten Marina „Porto Corallo“ motoren. An einem Campingplatz im Nirgendwo gelegen, wieder ein „Übernachtungshafen“ (jedoch mit sehr nettem Personal) auf dem Weg nach Süden. Auch am Sonntag wechseln sich Flauten und Wind noch ab und wir haben ausreichend Zeit, die abwechslungsreiche Küste zu bewundern, bevor wir am Abend Villasimius erreichen, wo wir auf gutes Wetter für die Überfahrt nach Sizilien warten wollen.
Die Route rund um das Tyrrhenische Meer
Typische Symbole
Montag 02. Oktober bis Montag 09. Oktober – Cagliari, Überfahrt nach Sizilien und Palermo
Vor der Fahrt nach Sizilien ist noch ein Ölwechsel fällig, der Ölfilter in der örtlichen Werft jedoch nicht erhältlich. Wir erhalten Adresse und Telefonnummer des Händlers in Cagliari und verbinden am Montag einen Besuch Cagliaris mit der Besorgung. Da die Haltestelle des „Pullman“ nach Cagliari nicht an der regulären Stadtbuslinie in Villasimius liegt, macht der freundliche Stadtbusfahrer für uns einen Abstecher zur richtigen Haltestelle. Auch der Busfahrer des Pullman hält extra für uns an, damit wir möglichst nahe am Marinastore in Cagliari aussteigen können und erklärt uns den Weg. Wieder einmal begegnen wir sardischer Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft. Mit etwas ungewöhnlichem Gepäck (Ölfilter und Motorenöl) starten wir anschließend unsere Besichtigungstour durch Cagliaris Altstadt und Marinaviertel, genießen die Aussicht auf den Golf von Cagliari und die Atmosphäre am Hafen.
Der Dienstag ist ganz der Vorbereitung auf die nächste Etappe gewidmet. Das Boot wird nach dem Ölwechsel einer kleinen Inspektion unterzogen, Einkäufe getätigt und vor allem die Wettervorhersagen aller Vorhersagedienste werden genauestens verglichen.
„Vor uns“ treibt ein lokales Tief über der Straße von Sizilien und dem libyschen Golf sein Unwesen mit Gewittern und für das Ende der Woche ist ein Maestral angekündigt, der uns „von hinten“ erwischen könnte. Als Zeitfenster bleiben uns für die etwa 160 vor uns liegenden Seemeilen also nur Mittwoch und Donnerstag und so machen wir uns am Mittwoch mit Sonnenaufgang auf den Weg.
Eigentlich hatten wir die Egadischen Inseln als Anlaufpunkt in Auge gefasst, die über der Straße von Sardinien gemeldeten Gewitter veranlassen uns jedoch, eine möglichst nördliche Route zu wählen. Bei Wind von Nord-Nordost bis Ost-Nordost und einem Kurs von etwa 100° heißt das aber, so hoch wie möglich am Wind zu fahren. Durch das Wetter in der Straße von Sizilien hat sich in den letzten Tagen jedoch eine ausreichende Dünung aufgebaut, die aus Südost die aktuelle Windsee überlagert. Fazit: Wir müssen zwar bis kurz vor die Küste Siziliens kein einziges Mal wenden, segeln mit komfortablen 5-6 Knoten Durchschnittsgeschwindigkeit unserem Ziel entgegen, haben aber keinerlei „Ruhepausen“ und müssen die zwei Tage abwechselnd voll konzentriert am Ruder stehen, um nicht allzuoft in die Wellen zu krachen. Uns so hört man immer mal wieder ein Fluchen vom Steuerstand, wenn man trotz größter Bemühungen die dritte große Welle (sie kommen immer hintereinander, um uns zu ärgern) nicht ausfahren konnte und ins „Leere“ gekracht ist.
Auch das Alltagsleben ist etwas erschwert, da wir den Herd nicht nutzen können und das Bad ständig schief steht. In Summe klappt die Überfahrt aber super, macht Spaß und wir erreichen nach (für unsere Erwartungen) unglaublichen 34 Stunden das Capo San Vito. Dort nimmt uns ein fröhlicher „Marinero“ in einem gemütlichen Hafen vor wunderschöner Urlaubskulisse in Empfang. Der Rest des Donnerstags ist dem Ausschlafen und Erholen gewidmet, bevor wir am Abend kurz den Urlaubsort mit seiner von außen etwas ungewöhnlichen Kirche erkunden.
Am Freitag stehen wir vor der Entscheidung, noch bis Sonntag zu bleiben, oder uns möglichst zügig auf den Weg nach Palermo zu machen und dort abzuwettern. Da für unser Vorhersagegebiet (während im Westteil schon Sturmwarnung ist) keine Sturmwarnung ausgegeben ist, von allen Anbietern maximal 5 Bft. gemeldet sind und wir einen Vorwindkurs haben, entscheiden wir uns für Palermo. Als wir die schützende Bucht verlassen haben, erwartet uns ein beachtlicher Seegang, der sich im Laufe des Tages samt Wind noch verstärkt und uns (Jakob) kurz vor Palermo unseren neuen Geschwindigkeitsrekord von 12,2 Knoten beschert – als wir eine der großen langen Wellen runtersurfen, allerdings bei einer Böe von 42 Knoten Wind (die Vorhersage war mal wieder im Rahmen der +/- 3 Bft).
In Palermo entscheiden wir uns für den Stadthafen und finden einen schön gelegenen Platz an einem Steg vor der Altstadt – das Marinabüro ist zwar am Wochenende nicht besetzt, aber wir erhalten per Telefon die Auskunft, wo wir einen Schlüssel zum Ponton finden können und erledigen die Formalitäten auf gleichem Weg.
Samstag ist „Kulturtag“ und wir verbringen den ganzen Tag in Palermos Altstadt. Der Mix aus den Spuren der verschiedenen Kulturen und Jahrhunderte fasziniert uns, besonders die normannischen und arabischen Elemente. Etwas entnervt sind wir, da jede noch so kleine Kirche oder Sehenswürdigkeit mit einer Eintrittskasse versehen ist und ihren Obolus (dessen Höhe nicht immer gerechtfertigt ist – so sind im Normannenpalast mehrere Säle wegen Renovierung gar nicht zugänglich oder die „Dächer“ des Domes erweisen sich als einzelner kurzer Steg auf dem First des Hauptschiffes) fordert.
Der Dom von Monreale ist absolutes „Muss“ auf unserer Reise, da Ulrike sich endlich das Mosaik vom Turmbau zu Babel – Gegenstand der Examensarbeit – im Original anschauen möchte, und absolut faszinierend. Als „Zugabe“ erwartet uns auf dem Domplatz ein „Oldtimertreffen“ italienischer Kleinwagen.
Bei mäßigem Wind und immer noch viel Seegang segeln wir von Palermo nach Cefalú, das wir erst mit Einbruch der Dunkelheit erreichen. Da die Marina im Umbau ist, gibt es nur wenige Anlegemöglichkeiten, die uns im Dunkeln auch nicht sehr vertrauenswürdig erscheinen. Also ankern wir uns in die Bucht und schaukeln in den Schlaf.
Dienstag 10. Oktober – Dienstag 17. Oktober – Von Vulkan zu Vulkan
Am Dienstagmorgen wandern wir vom Strand in die Stadt Cefalú, schauen uns den nächsten Normannendom an, schlendern durch das beschauliche Städtchen und machen uns am Mittag wieder auf den Weg Richtung Osten. Unser Ziel ist ein „Übernachtungshafen“, der uns mit superfreundlichem Personal und Brötchenservice am Morgen überrascht. Das hatten wir bislang noch nie und so segeln wir am Mittwoch gutgelaunt unsrem nächsten „richtigen “ Ziel Vulcano entgegen. Wieder einmal sind wir froh um umseren Gennaker, der uns das Schwachwindsegeln erleichtert.
Vulcano begrüßt uns mit einem beeindruckenden Landschaftsbild und einem olfaktorischen Erlebnis der besonderen Art. Direkt am Strand sprudeln Schwefelquellen und auch an Land sind einige Schlote aktiv. (Noch zwei Tage riecht es im Schiff immer mal wieder irgendwo nach Schwefel). Jakob bringt uns am Morgen mit dem Beiboot zum kleinen Inselort, wir erledigen unsere Einkäufe, Ulrike probiert das Bad in der Schwefelsuhle aus (soll angeblich gesund sein, ist für eher aktive Menschen aber langweilig und zudem geruchsintensiv), testen die heißen sprudelnden Quellen am Strand und schwimmen -endlich mal wieder- zum Boot zurück.
Da wir nur eine kurze Distanz bis Milazzo zurücklegen müssen, dümpeln wir am Nachmittag nach unserem nun zweiten Besuch der Liparischen Inseln gemütlich Richtung sizilianischem Festland. Milazzo ist viel größer als wir erwartet haben und die Marina schon fast in Winterruhe – wir sind die einzigen Gäste -, die Stadt hat aber eine urige Altstadt mitsamt riesigem Kastell und lohnt den Zwischenstopp auf dem Weg nach Messina.
Am Freitag haben wir noch immer wenig Wind, zum Glück aber aus Nordwest und packen wieder den Gennaker aus, der uns bis zur Straße von Messina bringt. Hier schließt sich der Kreis und wir sind wieder dort angelangt, wo wir Mitte August gestartet sind. Wir haben nicht lange Zeit, uns vom Tyrrhenischen Meer zu verabschieden, denn wir sind genau zur richtigen Zeit angekommen: der einsetzende Südstrom saugt uns geradezu in die Meerenge ein, bietet uns ein Schauspiel aus Wasserwirbeln und verdoppelt unsere Geschwindigkeit von 3,5 Knoten auf 8 Knoten Fahrt über Grund. In Messina angekommen, legen wir zunächst längs an der Außenmole an, was uns jedoch gar nicht behagt, da die Fähren ständig Schwell erzeugen. Also fragen wir den Marinero nach einem Liegeplatz mit Mooring, was dieser nach kurzem Nachdenken ermöglicht. Die Zufahrt ist zwar etwas eng, wir dürfen aber direkt neben der Coastguard liegen und haben kristallklares Wasser mit Unterwasserbeleuchtung und riesigen Fischen – fast wie im Aquarium. Nach der Stadtbesichtigung – zeitgleich mit den Gästen des Kreuzfahrtschiffs „Queen Elizabeth“ , was uns britisches Flair beschert – am Samstagmorgen geht es weiter südwärts.
Diesmal ist der Zeitpunkt jedoch weniger günstig, der Strom kommt uns (zum Glück nicht mehr so stark wie in der Enge weiter nördlich) entgegen. Dazu gesellt sich eine ungewöhnliche Kreuzsee, ausgelöst durch den dem Strom entgegenstehenden Wind. So wird aus einer anfänglich sehr gemütlichen Fahrt doch noch handfestes Segeln und wir sind etwas besorgt, einen geeigneten Platz für die Nacht zu finden, da es in Taormina nur nach Nord geschützte Ankerplätze gibt und die nächste Marina nochmal 12 Meilen weiter südlich liegt. Gegen Abend legt sich der Wind wieder etwas und dreht zu unseren Gunsten, sodass wir doch noch wie geplant in der Bucht von Taormina vor Anker gehen können.
Voller Tatendrang wollen wir am Sonntag Taormina erkunden, müssen Sven jedoch als Ankerwache auf dem Boot zurücklassen und die zwischen Strand und Bushaltestelle liegende Bahnstrecke überwinden. Letzteres erweist sich als gar nicht so schwer, da ein kleiner Tunnel zum Strand führt, durch den wir zur Haltestelle gelangen. Dort teilt uns eine freundliche Frau auch direkt mit, dass unser Bus vor zwei Minuten abgefahren sei und welche weiteren Linien wir nehmen können. In Taormina steht als „Muss“ natürlich das Amphitheater mit seiner herrlichen Aussicht auf den Ätna auf dem Programm und wir winken Sven von der Terrasse auf der Piazza ix.Aprile (er behauptet, uns erkannt zu haben, während wir gerade einmal das Boot erkennen konnten) zu. Etwas später als geplant verlassen wir am frühen Nachmittag unseren Ankerplatz und kommen trotz Gennaker erst nach Einbruch der Dunkelheit in Catania an .
Am Montag starten wir Versuch 2.0 – Schmalspurbahn. Auch Rund um den Ätna gibt es noch eine Schmalspurbahn – diesmal jedoch im fahrplanmäßigen Betrieb, sodass unser Experiment glückt. Ein recht moderner Triebwagen bringt uns zu unserer Zwischenstation Randazzo, an der Nordostflanke des Vulkanes gelegen.
Von dort geht es nach etwa zwei Stunden Aufenthalt weiter – jetzt mit einem sehr nostalgischen Triebwagen, was den Fahrkomfort auch ganz authentisch werden lässt. Die Fahrt durch die Lavafelder und die Aussicht sind klasse und das Experiment Schmalspurbahn2.0 ein voller Erfolg.
Sportlich wird der Abend in Catania. Unser Wäschekorb ist voll und wir haben keine Marina mit Waschmaschine, d.h.: Waschsalon im Internet suchen, 2 km zum Waschsalon laufen (die Metrolinie liegt leider nicht auf dem Weg – und wir hatten extra ein Tagesticket genommen 🙁 …), auf die Wäsche warten (geht zum Glück recht schnell), auf dem Rückweg (wieder 2 km) einkaufen und die Einkäufe zum Boot bringen.
Dienstag ist noch einmal Sightseeing pur angesagt. Am Morgen das zum Großteil aus Basalt erbaute und deshalb recht dunkle, aber dennoch faszinierende Catania….
… und am Nachmittag (nach eineinhalb Stunden Zugfahrt) Syrakus, das in der Nachmittagssonne natürlich umso heller wirkt.
Mit dem letzten Zug fahren wir zurück nach Catania und schreiben während der Fahrt schon mal fleißig am Blog….
Mittwoch 18. Oktober bis Mittwoch 25. Oktober – Viel Bekanntes und dann sehr viel Wind
Nach einem gemütlichen Frühstück und Einkäufen beim freundlichen Obst-und Gemüsestand „um die Ecke“ – wenn man es denn mal aus dem Hafengelände geschafft hat (hin und zurück 2 km – der Hafen ist doch recht weitläufig) – legen wir am Mittwoch in der Hoffnung auf etwas Wind gegen Mittag in Catania ab.Doch weit gefehlt – wenn ein Lufthauch weht, dann aus Nord – dort wo wir hinwollen. Zur „Unterhaltung“ tragen dann wenigstens die riesigen Quallen, die wir immer wieder sichten und die abwechslungsreiche Küste bei.
Auf dem Weg passieren wir auch Pozillo (Hermann, kennst du das noch?), einen Hafen ganz umgeben von erstarrter Lava. Nach 25 Motormeilen ankern wir fast am gleichen Platz vor Taormina wie in der Vorwoche. Zu uns gesellt sich eine Flotille, die ganz aus Mitgliedern eines Segelclubs (ca. 25 – 30 Personen auf 5 Booten) besteht. Eine fröhliche Runde belebt den Ankerplatz, macht ihn aber auch etwas enger (was uns immer etwas schlecht schlafen lässt, weil der Nachbaranker direkt neben dem eigenen liegt), doch die Crews auf den Nachbarbooten halten Ankerwache.
Mit Sonnenaufgang verlassen wir den Ankerplatz – da wir, wie auf dem Hinweg, an der Südküste Kalabriens entlang Richtung Griechenland wollen ist der nächste Hafen (Roccella Ionica) 70 Meilen entfernt. Auf dem Weg haben wir wieder „tierische Unterhaltung“: eine Delfinschule begleitet uns fast eine halbe Stunde auf unserem Weg. Heute meint es der Wind etwas besser mit uns – er weht achterlich, wenn auch zunächst nicht sehr stark, sodass wir wenigstens mit Gennaker segeln können. Die Abendbrise wird sogar so stark, dass wir den Gennaker bergen müssen und gegen 21.30 Uhr erreichen wir unser Tagesziel.
Der Freitag steht ganz im Zeichen des Wäschewaschens, sieht man von einem kurzen Spaziergang zum Ort ab, denn eigentlich wollen wir jetzt recht zügig und ohne lange Zwischenstopps in „heimatliche Gewässer“ zurück. Schließlich haben wir die wenigen Häfen auf dem Weg schon fast alle angelaufen. Doch der Blick auf den Wetterbericht belehrt uns eines Besseren: wir haben noch zwei bis drei Tage mit „normalen“ Windverhältnissen, bevor uns ein Sturmtief erreichen soll.
„Wenn wir zwei lange Segeltage ohne viel auszuschlafen einplanen, schaffen wir es noch bis Santa Maria de Leuca – am dritten Tag evtl. auch noch bis Korfu.“ Diese Überlegung verwerfen wir recht schnell wieder, da sie mit viel Stress und zu vielen Unwägbarkeiten verbunden ist und wählen die Variante des Abwetterns in Crotone, der Stadt, die uns samt Hafen auf dem Hinweg schon gut gefallen hat. Außerdem können wir so noch einen Zwischenstopp in Le Castella einlegen, was wir auf dem Hinweg ausgelassen haben.
So klingelt am Samstag wieder einmal der Wecker um 5.30 Uhr, um pünktlich mit Sonnenaufgang ablegen zu können.
Mäßige Winde – der Motor muss immer mal wieder herhalten – bringen uns bis zum Abend nach Le Castella, wo wir in einem sehr engen, flachen, aber gut geschützten Hafen ein Plätzchen finden.
Nachdem wir am Sonntag die noch warmen Brötchen direkt aus der Backstube – die Bäckerei ist noch geschlossen – gekauft und gemütlich gefrühstückt haben, spazieren wir durch den in der Nachsaison fast menschenleeren Ferienort zur Burgbesichtigung. In der Burg geht es dann schon viel lebhafter zu. Neben einer Schulklasse treffen wir auf eine Gruppe „Kreuzfahrer“, deren Schiff – wie wir später feststellen – in Crotone, unserem Zielhafen liegt.
Mit einem (nachdemwir das erste Kap passiert haben) schönen raumschotigen Wind, nach dem zweiten Kap Halbwind, blistern wir am Nachmittag zügig nach Crotone und legen im „altbekannten“ Hafen der Lega Navale an.
Als am Montag der Wind zunächst nicht wirklich stärker wird, zweifeln wir schon ein wenig an unserer Entscheidung, nicht weiter gefahren zu sein. Doch die sich am Nachmittag einstellenden angekündigten 7 Bft fegen unsere Zweifel schnell wieder weg, das Wetter der beiden folgenden Tage (Dienstag und Mittwoch) erst recht. Der Funkwetterbericht korrigiert die Windstärken und Dauer des Sturmes ständig nach oben (von 7 auf 9 Bft – in der Realität messen wir am am Dienstagabend 50 Knoten Wind (10 Bft) im Hafen, der Fischer, den Jakob in der Bäckerei trifft, berichtet von 65 Knoten Wind und 7m Wellen auf dem offenen Meer) und wir haben es stellenweise recht ungemütlich und schlaflose Nächte, wenn die Leinen und Moorings an unserem Boot zerren.
Ansonsten erleben wir das Abwettern als recht positiv: Die noch nicht zu touristische Stadt hat ihren eigenen Charme, die Leute sind herzlich, der Marinero kümmert sich gut um alle Nachbarboote und Gemüsehändler, Metzger und Lebensmittelhändler erkennen uns schon wieder, halten immer mal ein Schwätzchen und fragen nach, wenn wir nicht vollständig auftauchen.
Dennoch beobachten wir ständig die diversen Wettervorhersagen, um ein Zeitfenster für die Weiterfahrt zu finden (das nächste Tief steht schon vor der Tür und soll am Wochenende da sein).
Donnerstag 26. Oktober bis Donnerstag 2. November – Zügige Überfahrt nach Griechenland und Urlaub auf Paxos mit „tierischen Begegnungen“
Laut Wetterbericht sollte sich der Sturm in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag legen – so die Theorie. Als wir uns am Donnerstagmorgen enthusiastisch zum Marinabüro zum Bezahlen begeben, faucht es zwar nicht mehr ganz so heftig, aber die Wellen sind noch beachtlich. Dementsprechend zweifelnd schaut uns auch der Büroleiter an, als wir ihm mitteilen, heute ablegen zu wollen. Gegen Mittag begeben sich dann die Regattamannschaften des Segelclubs aufs Wasser und werden mit ihren sieben Meter langen Rennbooten noch ziemlich gebeutelt, wobei wir interessiert zuschauend weiter abwarten und die neuesten Wetterberichte studieren: Unser Zeitfenster wird zunehmend enger, das nächste Tief könnte uns schon am Samstag erreichen und somit die Weiterfahrt von Santa Maria de Leuca (am Stielfelabsatz) nach Griechenland wieder verzögern. Außerdem weht uns der Wind mal wieder von unserem Ziel entgegen, womit alles für unseren „Plan B“ spricht, direkt von Crotone nach Korfu oder Paxos zu segeln. Diesmal sind es ja „nur“ 140 Meilen, d.h. relativ sicher nur eine Nachtfahrt und nach Santa Maria würden wir gegen den Wind bestimmt auch mindestens 100 Meilen kreuzen.
Nachmittags um halb vier ist es dann soweit: Wellen und Wind haben sich auf ein Maß reduziert, welches es auch unserem „Nicht-Regattaboot“ gestattet, sich aufs Wasser zu begeben. Etwas verdutzt sind wir, als uns die Trainigsboote bei der Ausfahrt aus der Bucht immer näher kommen und unser Boot fröhlich winkend kurzerhand als Luvtonne nutzen.
Noch etwa drei Stunden können wir bei Tageslicht auf einem flotten Halb- bis Amwindkurs gegen Osten segeln, dann begleitet uns der Mond bis gegen Mitternacht und die zweite „Schicht“ (diesmal Sven und Jakob) erleuchtet ein sternklarer Himmel ohne Lichtverschmutzung samt Michstraße und einer Vielzahl von Sternschnuppen.
Wie auf jeder längeren Strecke, begleiten uns auch diesmal die Meeresbewohner auf unserem Weg. Waren es von Sardinien nach Sizilien eine Wasserschildkröte und Delphine, können wir diesmal eine Vielzahl fliegender Fische beobachten, von denen sich leider einer auf unser Deck verirrt (wir finden ihn beim Decksputz unter dem Beiboot).
Auch das Segeln an sich gestaltet sich angenehmer als auf der letzten Überfahrt: die Wellen sind nicht so kabbelig, sodass es zumindest zur Zubereitung von Nudeln mit Tomatensoße reicht und der Nachtschlaf nicht durch das ständige „In-die-Wellen-krachen“ unmöglich wird. Was wir im Dunkeln allerdings nicht immer vermeiden können, sind Wellen, die sich seitlich „anschleichen“, um dann das Cockpit samt Crew zu „waschen“. Zum Glück haben wir eine Wäscheleine im Salon…
Als Lukas und Ulrike nach der „Frühschicht“ das Ruder bei idealen Bedingungen und knapp 7 Knoten Fahrt um 8 Uhr kurz vor Paxos übergeben (die Insel ist im Morgendunst schon zu erkennen), rechnen sie damit, am frühen Mittag das Ziel zu erreichen. Doch wenig später schläft der Wind innerhalb kürzeseter Zeit ein und zwingt uns kurz darauf, die letzten Meilen zu motoren. Erst um 17 Uhr (Ortszeit) können wir im Hafen von Gaios auf Paxos anlegen.
Im Gegensatz zum August, als wir schon mal hier waren, ist der Stadtkai jetzt fast leer und der Ort wirkt richtig beschaulich. Zur Begrüßung erwarten uns nicht nur die obligatorischen Katzen, sondern auch „Frieda“ (wir nennen sie zumindest so), unsere nächste tierische Begegnung. Fieda wohnt hinter unserem Anlegeplatz und pflückt dort bevorzugt die Kräuter aus dem Blumenkübel, wenn sie nicht gerade laut schnatternd an den Booten vorbeistolziert um einen Leckerbissen zu ergattern, wobei sie sich doch sehr wählerisch zeigt. Nicht mehr ganz frische Salatblätter verschmäht sie ebenso wie zu trockenes Brot.
Auch auf Paxos erleben wir wieder einmal Hilfsbereitschaft pur: Weil Lukas sich eine Entzündung zugezogen hat, macht Sven sich auf die Suche nach einer Arztpraxis. Der von ihm angesprochene Passant erklärt nicht etwa den Weg, sondern zückt das Telefon und ruft direkt beim Arzt an, der auch gleich einen Termin (Abend, Sonn- und Feiertag sind Nebensache) anbietet. Eher peinlich ist es uns, dass die Frage nach der Bezahlung mit einem „You are Welcome“ beantwortet wird und Lukas ständig zuerst an der Reihe ist. Die abschließende Verordnung beim Verbandswechsel finden die Jungs dann eher klasse: „Viel essen, vor allem viele Proteine, wie Steak, Meetballs, Moussaka und was die griechische Küche an Fleischgerichten noch so zu bieten hat…“
Obwohl wir den „Ochi-Tag“ schon mehrmals in Griechenland erlebt haben, hatten wir den Nationalfeiertag nach der langen Zeit in Italien nicht mehr richtig präsent. Das ändert sich am Samstagmorgen schlagartig, als sich der zentrale Platz der Ortschaft direkt hinter unserem Boot mit Menschen füllt. Auch auf Paxos gibt es die obligatorische Musikkapelle und der Feiertag wird wie in Preveza (und vermutlich überall in Griechenland) mit einer Parade der Schulkinder und aller öffentlich Bediensteten (Polizei und Küstenwache) und Würdenträger begangen … und wir sind mitten im Geschehen. Finden die Feierlichkeiten noch im Regen statt (die Front hat uns wie vorgesehen erreicht), so fegt der Wind die Wolken am Nachmittag weg und die Sonne strahlt wieder vom Himmel – ideal für einen Nachmittagscafé auf dem Stadtplatz.
Den Sonntag nutzen wir nach einer ziemich unruhigen Nacht (ein unangenehmer Schwell hat uns den Schlaf geraubt) zum Ausspannen, etwas Bootsputz und machen am Nachmittag einen kleinen Spaziergang um den Ort, wobei wir die noch angenehmen Temperaturen genießen, die noch immer überall üppig blühenden Pflanzen bewundern und unsere Katzengalerie erweitern. Eigentlich möchten wir auch die Burg auf der dem Hafen gegenüberliegenden Insel besichtigen, das ist laut Beschilderung und Coastguard jedoch nur mit Sondergenehmigung (da Waldbrandgefahr und Naturschutzgebiet) möglich – und die gibt es erst am Montag.
Also begeben wir uns am Montag direkt nach dem Frühstück auf die Suche nach dem Rathaus, das etwas versteckt in der zweiten Häuserreihe zu finden ist. Leider ist gerade auf der ganzen Insel der Strom ausgefallen, sodass uns bedauernd mitgeteilt wird, dass wir in ca. zwei Stunden wieder kommen sollen, weil die Genehmigung nur mit dem Computer ausgestellt werden kann – außerdem werden die Ausweisdokumente der ganzen Familie benötigt.
Ausgestattet mit allen Dokumenten unternehmen wir den zweiten Anlauf, als das Stromproblem gelöst ist und unsere Landstromanzeige im Boot wieder leuchtet. Im Rathaus ist es richtig urig, Leute gehen ein und aus, es wird erzählt und diskutiert und nach etwa einer Viertelstunde stehen unsere Namen samt Ausweisnummern auf dem richtigen Dokument, sind unsere Pässe kopiert und wir können die gestempelte Genehmigung mitnehmen. Diese muss jetzt allerdings erst noch der Coastguard vorgelegt werden, welche uns samt beabsichtigter Besuchsdauer in ein weiteres Register einträgt. Mit den Verhaltensregeln ausgestattet können wir endlich zur Insel übersetzen… Der riesige (übrigens völlig kostenlose) Verwaltungsaufwand hat sich gelohnt, denn die Insel bietet wunderschöne Ausblicke, viel Natur und die nächste tierische Begegnung in Form einer Ziegenherde. Nachdem wir unsere Rückkehr ordnungsgemäß der Coastguard mitgeteilt haben, ist es wieder Zeit für den Nachmittagscafé – Urlaub pur.
Etwas Südostwind und viele Wellen bringen uns am Dienstag in den Norden der Insel nach Lakka, eine im Sommer gut besuchte Ankerbucht. Jetzt sind außer uns nur zwei Boote da – eines gleich von drei Hunden bewohnt, die wir beim Gassigehen am Strand treffen. Nach unserem Rundgang durch die Bucht genießen wir die allerletzten Sonnenstrahlen des Tages beim leckeren Cappucchino in einem der wenigen noch geöffneten Cafés am Hafen und schauen den Fischern beim An- und Ablegen zu.
Unser Plan für Mittwoch sieht zunächst noch vor, uns nach einem kurzen Zwischenstopp in Gaios auf den Weg nach Preveza zu machen. Doch als wir aus der Ankerbucht kommen, weht uns ein kräftiger Ost-Südostwind entgegen. Eine Stunde kreuzen genügt uns für heute – die nächsten 30 Meilen sparen wir uns auf… schließlich ist ja Feiertag und wir sind im absoluten Urlaubsmodus. Wegen des Südostwinds ist der Stadtkai in Gaios recht ungemütlich, sodass wir mit dem nördlich im Kanal gelegenen neuen Anleger Vorlieb nehmen müssen. Dass in Deutschland in dieser Woche zwei Feiertage sind, lässt sich auch an der Zusammensetzung der Crews auf den Booten erkennen – überall um uns herum sind die verschiedensten Dialekte (vornehmlich bayrisch) zu hören – das hatten wir schon seit Elba nicht mehr.
Ulrike hat auch schon das Alternativprogramm zum Segeln: ein Spaziergang zum Südende der Insel (dort sind Ruinen einer frühchristlichen Basilika zu finden), laut Plan nur etwa 3 Kilometer. Die Jungs kommentieren nur mit „Vibo Pizzo – Vibo Marina“ (sie sind schon etwas nachtragend) und so machen sich Sven und Ulrike allein auf den Weg – zu neuen tierischen Begegnungen:
Kurz hinter den Ruinen der Basilika hören wir das Meckern einer Ziege – die ganze Herde taucht auch gleich am Wegesrand auf, im nächsten kleinen Ort laufen die Hühner auf der Dorfstraße umher… und alles in einer himmlischen Ruhe. Paxos ist im Oktober Erholung pur und mit seinen etwa zweitausend Einwohnern eine Welt für sich.
Die Ankerbucht am Südende der Insel hat uns auf unserer Wanderung so gut gefallen, dass wir ohne einen Abstecher dorthin keinesfalls nach Hause fahren können und so wird der Donnerstag ein weiterer Urlaubstag auf Paxos mit Spaziergang, „Sonnen“, Rudern und Jakob schwimmt sogar noch eine Runde (allerdings wie in Lakka mit Neopren), um den Anker abzutauchen. Auch die Tierwelt bietet wieder beste Unterhaltung: zur Begrüßung meckert uns eine Schafherde vom Ufer entgegen und um unser Boot herum jagen riesige Raubfische ihre Artgenossen, die in ganzen Schwärmen aus dem Wasser springen. Lediglich das obligatorische Café fehlt, da schon geschlossen.
Freitag, 3. November bis Freitag, 10. November: Zurück in Preveza – erste Herbsttage
Etwas wehmütig verabschieden wir uns am Freitag von Paxos, zumal kein Windhauch weht und wir die ganze Strecke nach Preveza mit Motor zurücklegen müssen. Am Nachmittag erreichen wir dann die wohlbekannte Ansteuerung Prevezas, die gerade neu gebaggert wird.
Auch in der Stadt hat sich viel getan: Der Ausbau der neuen Marina ist schon in vollem Gange, sodass das Hafenwasser ungewöhnlich sandig und trüb ist. Für Kontinuität sorgen der altbekannte Maisfrachter, der wie immer am Handelskai tagelang entladen wird, und das leckere Abendessen bei Tassos.
Den Luxus der eigenen Waschmaschine nutzen wir am Samstag ausgiebig und starten auch noch zum Großeinkauf (endlich mal nicht schleppen…), also ein richtiger „Arbeitstag“. Lediglich in punkto Strom und Wasser für unser Boot sind wir erfolglos, da das Hafenbüro den ganzen Tag nicht öffnet.
Auch der Sonntag „plätschert“ mit Aufräumarbeiten, Organisatorischem u.ä. dahin, ehe wir am Montag wieder die Segel hissen. Diesmal wegen angekündigter Gewitter und Wind aus südlichen Richtungen, die das Liegen am Stadtkai extrem ungemütlich machen. Der Ambrakische Golf – genauer gesagt Vonitsa – eignet sich bestens zum Abwettern, zumal das Segeln dorthin (gegen den Wind) wegen des flachen Wassers richtig viel Spaß macht.
Im Ambrakischen Golf wimmelt es nur so von Delfinen, die sich in dem fischreichen Gewässer gütlich tun und ab und an auch mal bei uns am Boot vorbeischauen.
In Vonitsa finden wir noch ein gemütliches Plätzchen im Stadthafen, obwohl schon viele Winterlieger – manchen liegen wohl auch schon etwas länger – dort abgestellt sind.
Den Dienstag nutzen wir gleich nach dem Frühstück zur Burgbesichtigung – für den Nachmittag ist schlechtes Wetter angesagt. Das venezianische Fort ist noch gut erhalten und hat auch eine Überraschung für uns parat, über die Lukas beinahe stolpert: Mitten auf dem Weg liegt eine Schildkröte, die sich in ihren Panzer zurückgezogen hat. Nach einer Weile lugt sie aber schon wieder hervor und setzt ihren Weg – von uns interessiert beobachtet – fort.
Auch der Ort hat Kurioses zu bieten: neben der Kirche steht eine riesige Platane mit etwa drei Metern Durchmesser, in deren Geäst eine Glocke angebracht ist. Leider können wir die Inschrift auf der am Baum angebrachten Tafel nicht übersetzen (unser Griechisch beschränkt sich noch immer auf Rudimentäres) und auch nicht herausfinden, welchen Zweck die Glocke hat. In der Bäckerei werden das ofenfrische Brot und die täglich wechselnden Backwaren sozusagen direkt in der Backstube neben dem Holzofen verkauft – mehr als zwei Kunden haben keinesfalls Platz.
Pünktlich am Dienstagabend setzen die angekündigten Gewitter ein und wir sind froh, einen geschützten Hafen zu haben.
Auch die Temperaturen haben merklich nachgelassen, sodass wir unseren Spaziergang in einer Regenpause am Mittwoch in richtiger Wetterkleidung machen müssen. Dafür haben wir aber unsere treuen Begleiter dabei: Eine Hundedame hat uns schon direkt am ersten Tag „adoptiert“ und begleitet uns seither meist quer durch den ganzen Ort auf unseren Wegen. Diesmal hat sie Verstärkung mitgebracht und auch ein Regenguss wird von dem Hundepärchen gemeinsam mit uns abgewartet, bevor die beiden den ganzen Weg bis zurück zum Boot mit uns gehen.
Am Donnerstag scheint die Sonne schon wieder durch die Wolken, doch auf den Bergen liegt schon der erste Schnee. Wir nutzen das trockene Wetter zum Segelwaschen- und trocknen und auch die Verdecke werden gereinigt und abgebaut – Zeit das Boot „winterfertig“ zu machen, am kommenden Montag haben wir den Krantermin bei der Werft.
Vonitsa hat uns auch im Herbst und bei regnerischem Wetter richtig gut gefallen, dennoch müssen wir uns am Freitag verabschieden, da bis Montag noch Einiges zu erledigen ist. Zum Abschied strahlt die Sonne dann auch noch einmal kräftig vom Himmel – richtiges T-Shirt-Wetter – und wir sichten im Golf eine Wasserschildkröte .
In Preveza angekommen wird nach dem obligatorischen Cafébesuch das schöne Wetter genutzt, um Segel, Verdecke, …. trocken zum Büro zu transportieren, Jakob wird zu Messarbeiten ins Rigg geschickt und das laufende Gut ausgebaut.
Bezüglich der Yachten ist es am Stadtkai erheblich ruhiger geworden, lediglich das allnachmittägliche und allabendliche Flanieren und das „Nachtleben“ in den Cafés und auf der Uferpromenade findet ungemindert in gewohnter Form statt.
Samstag, 11. November bis Samstag, 18. November: Im „Trockenen“ – echtes Herbstwetter
Ein Waschtag der etwas anderen Art ist am Samstag angesagt. Ca. 300 m Schoten müssen von Hand gewaschen werden. Aber im Team macht’s trotzdem etwas Spaß.
Gerade als wir die letzten Schoten aufgeschossen und zum Trocknen aufgehängt haben, setzt ein unangekündigtes Gewitter ein, das uns zunächst nicht von unserem Lieblingscafé abhalten kann. Doch am Stadtkai wird es zunehmend unruhiger und auch das Wetter lässt nicht nach – zum Überfluss auch noch mit Winden aus südlichen Richtungen. Also heißt es für uns noch einmal „Leinen los“ mit Kurs auf die kleine Ankerbucht nördlich des Hafens, wo wir bis weit nach Mitternacht das mittlerweile schon fast 12 Stunden andauernde Gewitter abwettern. An Schlaf ist in dieser Nacht nicht wirklich zu denken.
Zum Glück hat sich die Lage am nächsten Morgen wieder beruhigt, sodass wir zurück zum Liegeplatz können – schließlich muss das Boot ja noch ausgeräumt werden. Freundlicherweise erlaubt uns die „Portpolice“ auf höfliches Nachfragen, mit dem Auto direkt bis zum Boot zu fahren, sodass sich der Transport aller Polster, Segel, …. erheblich vereinfacht.
Am Montag ist es soweit – unser Boot kommt ins Winterlager. Die Jungs fahren mit dem Boot zur Marina am gegenüberliegenden Ufer in Aktio, Ulrike mit dem Auto durch den Tunnel – und ist wie üblich viel langsamer. Bei noch strömendem Regen wird Silva …
Den Rest der Woche verbringen wir je nach Wetterlage mit den Einwinterungsarbeiten am Boot: Motor spülen, Tanks reinigen, Fender putzen, Rumpf waschen und den gründlichen Innenputz bis zur Bilge.
Sonntag, 19. November bis Sonntag 26. November: Heimreise „durch die Schluchten des Balkan“ – 5 Tage – 7 Länder – 4 Hauptstädte
Am Sonntag haben wir nicht mehr viel zu tun. Wir nutzen den sonnigen Tag, um das Boot abzudecken und zum Abschiedscafé im Metropolis.
Ein kleiner Ausflug zu einer der Burgen von Preveza und nach Lefkas steht am Montag noch einmal an, um das Vorsegel, das mit zwei neuen Kammklemmen versehen wurde beim Segelmacher abzuholen. Takis ist – wie immer – gut gelaunt und witzig und der Blick in seine Werkstatt interessant.
Dienstag ist Packtag – alles muss aussortiert werden, damit weder etwas vergessen wird, noch irgendwelche Sachen unnötig hin und her reisen. Dafür wollen wir uns am Abend mit einem leckeren Essen in unserem Lieblingsrestaurant belohnen, doch Tassos hat die Küche leider schon geschlossen, da auch er Urlaubspläne hat, lädt uns aber zu einem Abschiedsdrink ein. In der Vathy-Bucht finden wir eine gute Alternative – sogar schon mit offenem Holzkamin beheizt.
Mittwoch: Preveza-Tirana : Albanien, Land der Gegensätze
Unerbittlich klingelt am Mittwoch um 7 Uhr der Wecker, denn vor der Abfahrt will die Wäsche noch einmal gewaschen werden. Nach einem ausgiebigen Frühstück schaffen wir es dann auch, fast wie geplant, gegen halb Zehn abzufahren. Über die neue Autobahn erreichen wir Ioannina recht schnell und entscheiden uns dort für die südlichere Route (die wir schon aus dem letzten Jahr kennen) durch Albanien. Auch diesmal geht die Einreise nach Albanien zügig und unproblematisch vonstatten. Der Zollbeamte fragt uns nach der Passkontrolle (sichtlich stolz ob seiner Englischkenntnisse) „Hello, how are you?“ und „Are you tourist? Als wir auch dies bejahen wünscht er uns „Have a nice day!“ und schon sind wir durch die Grenzkontrolle .
Zunächst führt unser Weg durch das lange, im Vergleich zu den bewaldeten griechischen Bergen eher karge Tal des Drinos- Flusses, in dem auch Gjirokastra, unser heutiges Zwischenziel liegt. Hier schauen wir uns die malerische Altstadt mit ihrer typischen Architektur an.
Auf mittlerweile bestens ausgebauten Straßen (hier kursieren noch immer recht viele Gerüchte im Internet – die Hauptverbindungen sind perfekt!) fahren wir weiter über die Myzeqeja-Ebene und die Industriestadt Elbasan Richtung Tirana. Die Fahrt ist geprägt von kuriosen Begegnungen und extrem gegensätzlichen Eindrücken. Wunderschöner Natur stehen (im Vergleich zum letzten Jahr jedoch schon weniger gewordene) wilde Müllkippen, Industrie und Smog entgegen, absolute Armut und neu erworbener Reichtum und sehr traditionelle und moderne Lebensweise begegnen sich in unmittelbarer Nähe. Was jedoch überall gleich ist, ist die Gastfreundschaft und Freundlichkeit der Menschen im Land.
Es ist schon dunkel, als wir unser Hotel in Tirana erreichen, dennoch spazieren wir die etwa zwei Kilometer zur Stadtmitte und werden mit Eindrücken einer quirligen Studentenstadt (unser Hotel liegt im Universitätsviertel) belohnt.
Donnerstag: Tirana –Sarajevo: Wilde Schluchten
Die Fahrt mit dem Auto durch Tirana am nächsten Morgen ist etwas stressiger, da der Verkehr genauso chaotisch ist, wie in vielen anderen Großstädten, die Fahrweise jedoch oft deutlich aggressiver. Doch nach etwa einer halben Stunde haben wir Tirana hinter uns gelassen, begegnen wieder einer Unzahl kurioser Gefährte …
und Tiere am Straßenrand, …
bevor wir gegen Mittag Shkodra mit der Rozafa-Burg erreichen. Von dort haben wir bei strahlendem Sonnenschein einen herrlichen Ausblick auf den Skoder-See.
Nach einer weiteren Stunde passieren wir die albanisch-montenegrinische Grenze wieder ohne Probleme, wenn wir auch etwas länger warten müssen, da das Auto vor uns die Grenze nicht wie gewünscht passieren kann und die Diskussion samt Handgemenge entsprechend länger dauert. (Deshalb haben wir wohl auch keinen Stempel im Pass – doch dazu später mehr).
Die montenegrinische Hauptstadt Podgorica schauen wir uns nur auf der Durchfahrt an und erreichen schon bald die landschaftlich wunderschönen Täler und Schluchten im Norden Montenegros entlang des Dumitor-Gebirges.
Besonders beeindruckt uns der Pivsko–Stausee und das Tal der Tara, bevor wir nach etwa zwei Stunden Fahrt (mit ständigen Fotostopps) an der montenegrinisch-bosnischen Grenze ankommen.
Da auf der wenig befahrenen Strecke nur vier Fahrzeuge vor uns sind, rechnen wir mit einer ebenso kurzen Wartezeit wie an den vorangegangenen Grenzen – doch weit gefehlt. Nach etwa zehn Minuten wird der Schlagbaum zum ersten Mal geöffnet und die Fahrzeugkolonne bewegt sich etwas weiter. Doch dann tauchen neben uns LKWs auf (wir überlegen, wie sie wohl die enge Straße passiert haben) und von nun an werden LKWs und PKWs abwechselnd abgefertigt. In dem abgelegenen Tal scheint die Internetverbindung sehr langsam zu sein und auch die Ausstattung nur spärlich, denn die einzige vorhandene Taschenlampe zum Durchsuchen der Fahrzeuge wird ständig weitergegeben.
Als wir endlich an der Reihe sind, lassen sich – wie erwartet – unsere Reispässe , die bei der Einreise gescannt wurden , nicht aus der Datenbank abrufen und der Ärger nimmt seinen Lauf. Da wir (wie oben erwähnt) keinen Stempel im Pass haben, sind wir nicht eingereist und können somit auch nicht ausreisen. Also greift man auf das altbewährte Telefon zurück, um unsere Informationen zu verifizieren, was natürlich einige Zeit in Anspruch nimmt. Diese wird damit überbrückt, unser Auto zu kontrollieren (zum Glück müssen wir nicht alles ausräumen, der Kräutertee wird aber einer Geruchsprobe unterzogen). Nach etwa eineinhalb Stunden Aufenthalt an der Grenze erhalten wir unsere Pässe zurück und können – mittlerweile ist es schon dunkel – unseren Weg fortsetzen. Die Einreise nach Bosnien gestaltet sich glücklicherweise wieder unkompliziert, dafür hat die Strecke eine Überraschung parat. Aus der bis zur Grenze zwar etwas engen Straße (die Hauptverbindung zwischen Podgorica und Sarajevo) wird ein einseitig geteerter Feldweg ohne Fahrbahnmarkierung, dafür aber mit vielen Schlaglöchern. Zum Glück können wir im Dunkeln nicht erkennen, wie tief die neben uns verlaufende Schlucht ist.
Zwanzig Kilometer arbeiten wir uns mit einer Höchstgeschwindigkeit von maximal 40 Stundenkilometern voran, bevor wir wieder auf einer halbwegs gut ausgebauten Straße den nächsten (schneebedeckten) Pass erklimmen und nach dieser Passage endlich Sarajevo erreichen und gleich einen tollen Ausblick auf die im Tal gelegene nächtliche Stadt haben.
Freitag: Sarajevo-Zagreb: Geschichte hautnah
Sarajevo erweist sich als absolut lohnenswertes Zwischenziel. Der Gang durch die Stadt gleicht einem Gang durch die Geschichte und Religionen. Das Altstadtviertel ist geprägt von kleinen Häusern und Markthallen im osmanischen Stil , gleich nebenan wird das 19. Jahrhunderts der KuK-Zeit lebendig (samt einem Museum zum Attentat von Sarajevo), weiter flussabwärts boomt die moderne Architektur des 21. Jahrhunderts, in den Vorstädten sind die sozialistischen Plattenbauten allgegenwärtig und auf der Altstadt gegenüberliegenden Ufer der Miljacka erinnern die teilweise zerfallenen Gebäude an den vergangenen Krieg . Gleichzeitig können wir auf unserem kurzen Stadtrundgang eine Moschee, eine orthodoxe Kirche, eine katholische Kathedrale und eine Synagoge (letztere leider nur von außen, da geschlossen) besuchen und die Eindrücke aller Gotteshäuser auf uns wirken lassen.
Entlang unseres weiteren Weges am Drina-Fluss in Richtung Norden wird die jüngste Geschichte beklemmend präsent. Die Minenwarnschilder am Straßenrand nehmen zu und mehr und mehr Ruinen säumen den Weg. Die oft völlig zerfallenen und schon wieder überwucherten Häuserskelette und riesigen Friedhöfe ersetzen jedes Mahnmal.
Wiederum problemlos passieren wir die bosnisch-kroatische Grenze bei Slavonski Brod und legen die restliche Strecke zu unserem Hotel „Stara Skola“ (alte Schule) in einem kleinen Dorf nördlich von Zagreb bequem auf der Autobahn (dem ehemaligen „Autoput“ ) zurück.
Da wir Zagreb schon kennen, fahren wir am Samstag gemütlich über Land durch Slowenien und Österreich bis Passau, unserem letzten Zwischenziel.
Die Reststrecke von Passau bis nach Hause „erledigen“ wir bei leichtem Schneetreiben ohne touristische Zwischenstopps – eher als Plfichtprogramm .
… weiter zum 2. Teil der Reise